Oberösterreichs Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer berichtet von einem massiven Fischsterben durch ausgetrocknete Flüsse, wie hier in der Krems bei Freindorf im Gemeindegebiet von Ansfelden.

Foto: © OÖLFV

Verdorrte Pflanzen an Ufern, der Wasserstand bis auf ein schmales Rinnsal versiegt und tausende verendete Fische: Dieses traurige Bild lieferte dieser Tage die Krems, ein rund 60 Kilometer langer Nebenfluss der Traun in Oberösterreich. Es sei ein dramatisches und massives Fischsterben zu beobachten, bestätigt Oberösterreichs Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer dem STANDARD.

Die Hitzewelle hat zahlreichen heimischen Fischarten zugesetzt. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) war der Sommer um zwei Grad wärmer als im Durchschnitt, und es gab zwei- bis dreimal so viele Hitzetage. Er gilt damit als der viertwärmste in der 252-jährigen Messgeschichte. "Unter den zehn wärmsten Sommern liegen sechs Sommer der vergangenen Jahre", sagt ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik.

Nicht nur für Wärme hochempfindliche Arten wie die österreichische Bachforellen seien betroffen. Denn 2018 brachte auch einen ungewöhnlich trockenen Sommer. In der österreichweiten Auswertung bis 29. August gab es bis zu ein Viertel weniger Niederschlag als im vieljährigen Mittel. Von Vorarlberg bis in die Obersteiermark, in Kärnten sowie in Teilen von Ober- und Niederösterreich fiel um 15 bis 45 Prozent weniger Regen. In der Donau fließen derzeit pro Sekunde rund 850 Kubikmeter Wasser. Das sind fast 60 Prozent weniger als in dieser Jahreszeit üblich.

Fische wurden teilweise umgesiedelt

Die Folgen für das Ökosystem sind gravierend. "Ganze Flussbette trockneten aus", berichtet Pilgerstorfer von der Situation in Oberösterreich. Maßnahmen wie eine Umsiedelung der Jungfische aus Flussläufen, die zu versiegen drohen, würden nur punktuell helfen. So wurde etwa der Pesenbach, ein rund 35 Kilometer langer Zufluss der Donau im Mühlviertel, elektrisch ausgefischt. Dafür werden die Tiere mit Strom betäubt und in größere oder kühlere Zuflüsse gebracht, wo sie noch eine Überlebenschance haben.

Bereits größere Fische finden sich mit den veränderten klimatischen Bedingungen noch besser zurecht, sagt der Landesfischermeister. Doch bei Jungfischen sei in diesem Jahr ein ganzer Jahrgang an Brütlingen stark dezimiert worden: "Das wird auch in den kommenden Jahre Nachwehen haben."

Auch in Österreichs Seen hinterließ die Hitze ihre Spuren. Der Attersee hat derzeit einen um 33 Zentimeter niedrigeren Pegel als im langjährigen Mittel, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten". Damit fehlen dem größten gänzlich in Österreich liegenden See laut dem Hydrografischen Dienst Oberösterreichs 15 Milliarden Liter Wasser.

Flüsse leergepumpt

Pilgerstorfer kritisiert, dass die ökologische Krise in den Flüssen zumindest in Teilen Oberösterreichs nicht nur durch den Rekordsommer entstanden sei. Neben Hitzewelle und geringer Niederschlagsmenge verschärfen manche Landwirte die Situation, sagt er: "Es wurde teilweise illegal Wasser aus Bächen abgepumpt, um Gemüse- und vor allem Maisfelder zu bewässern." Einige Bauern wurden deshalb angezeigt.

Der Bericht "Valuing Rivers", den der Umweltverband WWF anlässlich der Weltwasserwoche veröffentlicht hat, warnt vor der einseitigen Bewertung von Flüssen als reinen Energie- oder Wasserlieferanten. Auf europäischer Ebene sind die Schutzstandards zwar in der EU-Wasserrahmenrichtlinie verankert. Die Umsetzung sei jedoch noch immer mangelhaft: Nach einer Untersuchung der EU-Umweltagentur vom Juli befinden sich nur mehr rund 15 Prozent von Österreichs Flüssen in einem "sehr guten ökologischen" Zustand. (Julia Schilly, 31.8.2018)