Wien – Das Wissen, fix ein Strafmandat zu bekommen, wenn man den Gasfuß stärker als erlaubt durchdrückt, führt zu langsameren Geschwindigkeiten und weniger Unfällen. Zu diesem Schluss kommt der heimische Autobahnbetreiber Asfinag, der bei einer Pressekonferenz Daten zu 15 Jahren Section-Control in Österreich präsentierte.

Die erste derartige Anlage, bei der die Fahrzeuge von Videokameras bei Ein- und Ausfahrt der überwachten Strecke identifiziert werden und ein Computer die Durchschnittsgeschwindigkeit berechnet, wurde Ende des Sommers 2003 im Wiener Kaisermühlentunnel auf der A22 eröffnet.

Pkws dürfen den 2,3 Kilometer langen Tunnel mit 80 Kilometern pro Stunde passieren. Vor der Überwachung empfanden die Autofahrer das Tempolimit eher als freundliche Anregung: Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 92 km/h, erklärte Asfinag-Geschäftsführer Josef Fiala. Ein paar Hunderttausend Anzeigen später werden nun im Schnitt 77 km/h gemessen.

Trotz Zunahme des Verkehrs

Die Folge: Die Zahl der Unfälle ging zwischen 2003 und 2013 um die Hälfte zurück und stagniert seither auf dem niedrigeren Wert. Und das, obwohl der Verkehr um rund 20 Prozent zugenommen hat.

Aktuell sind auf Österreichs Autobahnen fünf stationäre Section-Control-Anlagen in Betrieb. Die weiteren befinden sich auf dem Wechsel-Abschnitt Krumbach-Grimmenstein der Südautobahn (A2), im Ehrentalerbergtunnel der A2, im Plabutschtunnel der Pyhrnautobahn (A9) und auf der Tunnelkette Bindermichl/Niedernhart der Mühlkreisautobahn (A7). Auf diesen Abschnitten wurde seit der Inbetriebnahme laut Asfinag ebenfalls ein Rückgang der Unfallzahlen von bis zu 50 Prozent verzeichnet.

Allerdings: Die von den Behörden verlangten Bußgelder wären zwischen der Einführung 2003 und einer Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) im Juni 2007 eigentlich nicht zu bezahlen gewesen. Der VfGH monierte eine fehlende Verordnung für den Datenschutzeingriff, für ein Monat mussten die Anlagen abgestellt werden. Geklagt hatte ein Lenker, der 2005 erwischt wurde – mit 92 km/h im Kaisermühlentunnel. (red, 30.8.2018)