Mehr als 1,5 Millionen Venezolaner haben in den vergangenen drei Jahren ihre Heimat verlassen.

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Millionen Menschen verlassen ein Land, die Nachbarstaaten sind bald überfordert, und nicht nur die. Auch andere Nationen in der Region stöhnen unter den weiterhin ankommenden Flüchtlingen. Was nach Syrien, Griechenland, Nordafrika, dem Mittelmeer und Europa klingt, findet derzeit auch in Lateinamerika statt. Mehr als 1,5 Millionen Venezolaner haben in den vergangenen drei Jahren ihre Heimat verlassen, die Politiker in der Region sind überfordert, und die bisher recht einfachen Grenzübertritte werden erschwert. In Brasilien ist die Rede von Obergrenzen, in Peru reicht nicht mehr wie bisher der Personalausweis für die Einreise. In Ecuador ist die Umsetzung einer Passpflicht an einem Gerichtsurteil vorerst gescheitert.

Ein Treffen Mitte September von 13 lateinamerikanischen Staaten soll Wege aus der Krise weisen. Wenn auch hier Europa und sein bisheriger Umgang mit Flüchtlingen ein Omen ist, dann wird es lediglich zu Lippenbekenntnissen kommen. Vielleicht aber schaffen es die Staaten, einen gerechten Verteilungsschlüssel zu vereinbaren und diesen umzusetzen. Dabei haben sie einen Vorteil gegenüber der EU: Es gibt kein Dublin-System, also kein Regelwerk für den Umgang mit Flüchtlingen, das erst aufgelöst werden müsste, um Raum für Neues zu schaffen. Sie können von Grund auf eine funktionierende Vereinbarung etablieren. Das ist eine Chance, die sie nutzen sollten. (Michaela Kampl, 30.8.2018)