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Chinas Ökonomen zweifeln daran, dass die USA klare Ziele im Handelsstreit formulieren kann.

Foto: Reuters / Leah Millis

Yu Yongding, Doyen unter Chinas Wirtschafts- und Finanzwissenschafter, verlor seine Zurückhaltung, als die Rede auf US-Präsident Donald Trump kam. Er nannte ihn "weird". Der 70-Jährige verfiel in Oxford-Akzent, wo er einst studierte. Trump sei ein "seltsamer Präsident", habe lauter "idiotische" Entscheidungen getroffen.

Als früherer geldpolitischer Berater der Zentralbank und Exdirektor des Instituts für Weltwirtschaft an der Akademie für Sozialwissenschaften (CASS) haben Yus Worte Gewicht. Trump, so sein Fazit, "verschafft sich mit seiner Unberechenbarkeit Vorteile".

Ernsthafte Verhandlungen erhofft

Die CASS hatte diese Woche erstmals Journalisten zu einer Aussprache mit neun Ökonomen und Politikexperten in ihr Institut für Amerika-Studien eingeladen, einer der außenpolitischen Brain-Trusts, die Chinas Führung zuarbeitet. Sie verhehlten nicht, dass sie dabei eine Botschaft loswerden wollten: China wünsche sich "ernsthafte Verhandlungen" mit den USA zur Deeskalation des Handelsstreits.

Denn wenn es erst einmal zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt richtig kracht, seien die verheerenden Folgen für die gesamte Weltwirtschaft nicht mehr zu stoppen. Bereits für nächste Woche soll Trump die geplanten Strafzölle auf chinesische Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar in Kraft setzen lassen, berichtete Bloomberg.

Wissen selber nicht, was sie wollen

Die USA sollten "sagen, was sie wollen", verlangt Yu. "Ich fürchte aber, sie können nicht liefern." Doch Trump hat seine Kampfansage längst veröffentlicht. Er droht als nächsten Schlag mit 25 Prozent hohen US-Strafzöllen auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar.

Danach will er weitere Zölle so lange einheben, bis Peking bereit ist, seine horrenden Handelsüberschüsse durch radikale Marktreformen abzubauen und den geistigen Diebstahl von Hightech und Software zu stoppen. "Sie wollen darüber mit mir reden", sagte Trump, "aber um ehrlich zu sein: Jetzt ist nicht die richtige Zeit, darüber zu sprechen."

Trump will Ernst machen

Trumps Strafzölle würden viele US-Firmen und Verbraucher treffen, warnen Chinas Forscher. Von Anfang an zeigte sich die Pekinger Führung ratlos. Wie mit Trump umgehen? Inzwischen gibt sie es offen zu. Viele CASS-Ökonomen gehen nicht davon aus, dass Trump mit neuen Strafzöllen Ernst machen werde.

Es werde zu Verhandlungen kommen. Falls nicht, sieht Zhao Jin, Experte für Internationalen Handel, die USA als größten Verlierer. Denn sie könnten Importe aus China nicht substituieren. China könne seine Waren an Drittländer liefern und verfüge über einen riesigen Binnenmarkt. (Johnny Erling aus Peking, 31.8.2018)