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Berlin/Ankara – Die deutsche Journalistin Mesale Tolu, die Anfang der Woche nach monatelangem Warten aus der Türkei ausreisen durfte, will zur Fortsetzung ihres Prozesses am 16. Oktober dorthin zurückkehren. "Ich möchte bei meinem Prozess dabei sein", sagte sie am Donnerstag der Deutschen Welle. Ihre Anwälte hätten dagegen keine Einwände geäußert.

In dem Interview erinnerte Tolu an das Schicksal der zahlreichen Menschen, die weiterhin in der Türkei aus politischen Gründen im Gefängnis sind.

"Sehr viele Kollegen und Kolleginnen sind immer noch inhaftiert. Es gibt sehr viele kurdische Journalisten, deren Namen man nicht kennt, die im Südosten des Landes eingesperrt sind, wo es mehr Folter gibt, wovon man nichts mitbekommt", sagte die 34-Jährige. Auch etwa 70.000 Studenten und 570 Anwälte seien in der Türkei in Haft.

Vorwurf Terrorunterstützung

Tolu selbst, die türkische Wurzeln hat, aber deutsche Staatsbürgerin ist, war wiederholt in der Türkei inhaftiert und danach lange mit einer Ausreisesperre belegt worden. Nachdem diese aufgehoben wurde, reiste sie gemeinsam mit ihrem Sohn nach Deutschland aus. Der Journalistin wird Terrorunterstützung vorgeworfen. Ihr ebenfalls deswegen angeklagter Ehemann muss in der Türkei bleiben.

Tolu sagte weiter, sie wolle in Deutschland "so schnell wie möglich wieder arbeiten und mich weiterhin für meine Freunde und Kollegen einsetzen, ihnen Gehör verschaffen." Sie wolle die Chance nutzen, "um auf die Menschenrechte und die Meinungs- und Pressefreiheit hinzuweisen".

Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Deutschen Bundestages, Gyde Jensen (FDP), forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, mehr Druck auf die türkische Regierung zugunsten politischer Gefangener auszuüben. Die heraufziehende Währungs- und Wirtschaftskrise in der Türkei sei dabei "auch eine Chance für all diejenigen, die aus politischen Gründen in der Türkei in Haft sind", sagte sie den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. So könne Merkel "vertiefte wirtschaftliche Zusammenarbeit zwingend mit der Achtung von Menschenrechten verknüpfen".