Das knallrote Uritrottoir am Ufer der Saint-Louis-Insel gewährt einen malerischen Ausblick auf die Seine.

Foto: APA/AFP / THOMAS SAMSON

Paris – Die Kontroverse um die öffentlichen Urinale in Paris scheint einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben. "Uritrottoir" nennt sich die Erfindung eines französischen Start-up-Unternehmens, die schon für viel Aufregung gesorgt hat (der STANDARD berichtete). Was auf Französisch gar wohlklingend in die Ohren gehen mag, bezeichnet eine öffentliche Pinkelgelegenheit für Männer.

Manchen Pariserinnen und Parisern sind sie ein bloßer Dorn im Auge, schreibt die "New York Times". Für andere wiederum sind die Pissoirs ein Manifest des Sexismus. Jüngst haben die Urinale für mehr als nur Diskussionen und Protest gesorgt. Im Zeichen des Vandalismus schmückte man die öffentlichen Pinkelanlagen an der Seine mit Tampons und Aufklebern.

"Sind Sie ein Hund?"

Einige der Botschaften auf den Stickern richteten sich direkt an die wasserlassenden Männer. "Sind Sie ein Hund?", fragt einer, "warum also pinkeln Sie auf die Straße?"

Ein anderer verwies auf die gesellschaftliche Doppelmoral, die die Urinale darstellen würden: "Frauen, die ihre Brüste in der Öffentlichkeit zeigen, um zu stillen, werden gebeten, sich zu verstecken. Männer, die ihre Genitalien zum Pinkeln herausholen, werden von der Stadt gefördert." Ein guter Punkt, meinen feministische Stimmen.

Chris Blache, die in den Bereichen Gender und Stadtplanung tätig ist, erklärt dazu, es sei sicher nicht die Intention der Stadt gewesen, diskriminierend zu handeln. Dennoch würden die Straßenpissoirs darauf aufmerksam machen, dass Frauen im öffentlichen Raum weniger Rechte zukämen als Männern.

Last men standing

Ursprünglich habe die Stadt die öffentlichen Urinale anbringen lassen, um dem fortwährenden Problem der Straßenpinkler ein Ende zu setzen. Es wird mitunter auf die zu geringe Anzahl der öffentlichen Toiletten verwiesen. Kritisiert wurde allerdings die prominente Positionierung der Uritrottoirs.

Mittlerweile wurden die zwei beschädigten Öko-Pissoirs von den Straßen entfernt. Die anderen beiden dürfen Berichten der "New York Times" zufolge bis auf weiteres bleiben. (red, 31.8.2018)