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Räumliche Klarheit hat die IAU nun geschaffen, eine Sternzeit gibt es noch nicht.
Foto: AP Photo/Mark Avino, National Air and Space Museum, Smithsonian Institution

Wien – Natürlich gibt es im Weltraum kein "oben" oder "unten", aber irgendwie muss man sich beim Flug durchs Alls ja orientieren können. Um das zu erleichtern, hat die Internationale Astronomische Union (IAU) auf ihrer Generalversammlung in Wien nun die Einführung eines verbindlichen Koordinatensystems beschlossen: Da liegt ein Hauch "Star Trek" in der Luft, ist dort die Milchstraße doch feinsäuberlich in Quadranten und Sektoren aufgeteilt.

Der Hintergrund ist recht einfach, wie Astronomen der TU Wien erklären, die an diesem System mitgewirkt hat: So wie man bei der Vermessung von Berggipfeln ein Referenzsystem benötigt (etwa die Längen- und Breitengrade der Erde und die Höhe vom Meeresniveau aus gemessen), muss man sich auch für Richtungsangaben im Weltraum auf ein verlässliches Referenzsystem einigen.

Ferne Radioquellen als Bezugspunkte

"Die Fixsterne zu verwenden, die wir am Nachthimmel sehen, ist keine gute Idee", erklärt Johannes Böhm vom Department für Geodäsie und Geoinformation der TU. Denn diese werden ihrem Namen leider nicht gerecht: "Sie verschieben sich im Lauf der Zeit ein kleines bisschen gegeneinander, sodass man alle paar Jahre ein neues Referenzsystem definieren müsste, um die nötige Genauigkeit zu erhalten."

Stattdessen dienen extragalaktische Radioquellen als Bezugspunkte für den neuen "Referenzrahmen ICRF3". Dabei handle es sich um Quasare respektive besonders massereiche Schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien, die oft Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind. "Diese Strahlungsquellen sehen von der Erde betrachtet praktisch punktförmig aus und durch ihre gewaltige Entfernung eignen sie sich optimal zum Festlegen eines weltweit gültigen Referenzsystems", sagt Böhm. Kleine Bewegungen der Quasare wären ob der großen Distanzen vernachlässigbar.

Hohe Genauigkeit

Mit ICRF3 könne man die Position der Radioquellen am Sternenhimmel mit einer Genauigkeit von 30 Mikro-Bogensekunden angeben. "Das entspricht ungefähr dem Durchmesser eines Tennisballs auf dem Mond, von der Erde aus gesehen", erklären die Forscher. Für die Berechnung dieses intergalaktischen Koordinatensystems wurde unter anderem der österreichische Supercomputer "Vienna Scientific Cluster 3" verwendet.

Das nun beschlossene Referenzsystem wird unter anderen dazu genutzt werden, um die Position von Raumfahrzeugen anzugeben. Aber das ist nicht alles: Auch für die Überwachung unseres eigenen Planeten ist es wichtig – etwa wenn man die Präzession der Erdrotationsachse oder das Wandern der Pole untersuchen will. (red, APA, 31. 8. 2018)