Schlechte Zeiten für Wildschweine, das Virus endet für 95 Prozent von ihnen nach Fieberschüben tödlich.

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Wien – Keine Entwarnung konnte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) dieser Tage in Sachen Afrikanische Schweinepest (ASP) geben. Die ASP breitet sich in Europa seit 2014 – aus dem Osten kommend – immer weiter aus. Allein seit Anfang 2018 wurden 4.830 infizierte Wild- und Hausschweine registriert. Das sind 700 mehr als im Vorjahr. Besonders schlimm breitet sich die Seuche in Rumänien aus, wo heuer zigtausende Tiere notgeschlachtet werden mussten.

Sorgen um Schweinebestände

Experten kennen die Virusfamilie, der das hochansteckende, für Schweine fast immer tödlich DNA-Virus entspringt, unter dem Namen Asfarviridae. Zuletzt bereitete den österreichischen wie auch den deutschen Behörden vor allem die sprunghafte Ausbreitung in den Nachbarländern Tschechien und Ungarn Sorgen. Für den Menschen ist das Virus ungefährlich, doch Schweinebestände kann es auslöschen.

"Eine Ausbreitung auf Österreich wird nicht abzuwenden sein", sagt die Leiterin der Universitätsklinik für Schweine in Wien, Andrea Ladinig, im Gespräch mit dem STANDARD. Es gibt noch immer keinen wirksamen Impfstoff. Zudem sind die Wildschweine das große Problem. Während man in Schweinemastbetrieben genau kontrollieren könne, "was hinausgeht und was hineinkommt", breitet sich das Virus in freier Wildbahn unkontrolliert aus.

Mensch als Überträger

Dabei sind Menschen, etwa Jäger oder Landwirte, oft Überträger zwischen Wildschweinen und Hausschweinen – etwa durch Kleidung, verschmutzte Schuhe, Transportmittel oder Jagdtrophäen. Auch Speisereste oder Wildschweinprodukte sind Überträger des Virus, das erst unschädlich gemacht wird, wenn es über 30 Minuten hinweg Temperaturen von über 60 Grad Celsius ausgesetzt ist. "In Rohwurst oder Rohschinken kann es sich über Jahre halten", warnt Veterinärmedizinerin Ladinig. Tierhaltung im Hinterhof, wo Schweine mit Speiseresten gefüttert werden, ist dabei ebenso eine Ansteckungsgefahr wie Mistkübel an Autobahnraststätten, wo sich vermutlich ungarische Wildschweine angesteckt haben.

1921 in Kenia entdeckt

Schon 1921 tauchte das von Zecken auf Schweine übertragene Virus in Kenia auf, ohne den dortigen Schweinen zu schaden. Auch in Europa ist es nicht neu. 1957 tauchte es erstmals in Portugal auf, 1960 in Spanien, von wo aus es sich auf Frankreich, Italien, Malta, Belgien und die Niederlande ausbreite. In den 1990ern bekam man die Schweinepest in Europa durch Massentötungen in den Griff. "Nur in Sardinien hielt sie sich, weil es dort viele Hinterhofhaltungen gibt", so Ladinig. Die jetzige europäische Ausbreitung begann im Kaukasusgebiet, wohin Fleischreste per Schiff aus Afrika gelangten.

EU-Vorgabe

Das Problem für den Handel könnte in Österreich selbst dann massiv werden, sollten hier nur Wildschweinpopulationen betroffen sein. "Ob Wild- oder Hausschwein, macht rechtlich laut EU-Vorgabe keinen Unterschied. Das Land gilt dann als positiv", sagt Ladinig. Bei den Wildschweinen gibt es die Möglichkeit, die Tiere zu bejagen, was sie aber in der Ausbruchszone aufschrecken und zur schnelleren Ausbreitung des Virus führen könnte. Wenn man sie aber "einfach verenden lässt, bleibt das Problem der Kadaver, die extrem ansteckend sind", warnt Ladinig. (Colette M. Schmidt, 31.8.2018)