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Der Künstler Ottmar Hörl mit seiner Zwergeninstallation 2009 in Straubing. Deren Hitlergruß hat mit dem nebenstehenden Text natürlich nichts zu tun.

Foto: AP Photo/Christof Stache

Wo kommen all die Riesenzwerge plötzlich her? Fakt ist, dass sie da sind und sich wichtigmachen. Wichtel (auch wenn sie noch so groß erscheinen) müssen sich wichtigmachen, weil sie glauben, so ihre Kleinheit vergessen machen zu können. Wir Antizwerge müssen ein Rezept oder gar ein Konzept entwickeln, wie mit ihnen umzugehen ist. Dafür ist vorauszusetzen, dass wir ihre Psyche erkunden.

Politisch korrekt werden in Amerika Kleinwüchsige als "vertical challenged people" bezeichnet. Peter Sloterdijk meint, der Ausdruck sei ein Volltreffer: "Sind wir nicht alle vertikal gefordert?" Nur: Wir reden hier nicht über physisch Kleinwüchsige, sondern über riesige, psychische Zwerghaftigkeit. Außerdem nehmen wir uns Allegorienfreiheiten heraus. Wir fantasieren sozusagen die Realität – Fake News im Sinne von fiktiver Neuigkeit.

Nun, die Zwergriesen treten auf mit einer Glocke, um eine alte, längst vergessene Zeit einzuläuten. Als Geschenk bringen sie warme Eislutscher im Sinne von unerfüllbaren Versprechen mit. Ihre Kleidung ist nicht so bunt wie die ihrer kleinen Vorfahren, der Gartenzwerge. Sie ist eher schwarz-blau mit einem Stich ins Bräunliche. Diese plumpe Tracht symbolisiert ihre Niedertracht. Ja, sie trachten danach, niedrige Gefühle von Angst und Schrecken zu verbreiten. Über Märchen wissen sie Bescheid, weil sie diese immer wieder verbreiten. Aus jener Vorzeit sind ihnen auch widerliche Charaktereigenschaften geblieben: eine gewisse Hinterhältigkeit, unverfrorene Heimtücke, ja gelebte Hinterfotzigkeit.

Ihr Frauenbild besteht in der Regel aus dem Ideal der verschlafenen Prinzessin, die so lange wie möglich ruhiggestellt werden soll. Sie ist nie Objekt der Begierde, sondern immer nur das harmlose Dirndl im Dirndl, das zu folgen hat. Starke Frauen werden verachtet und diskriminiert (weil das Verhexen von Hexen heutzutage nicht mehr funktioniert).

Null Selbstironie

Was Riesenzwerge nicht und nicht ausstehen können? Ausgelacht oder gar belächelt zu werden. Denn sie können mit null Selbstironie aufwarten. Wahrscheinlich ist es eine innere Unsicherheit, doch nicht so groß zu sein, wie sie scheinen. Ein gut kaschierter, durch Bierzeltrummel übertünchter Minderwertigkeitskomplex. Das wäre also ein erster Ansatz, sie loszuwerden, wenn wir anderen Zwerge die Lächerlichkeit ihres beschränkten Weltblicks aufzeigen. Denn Kurz-Sichtigkeit gehört zu ihrem Wesenskern. So wie die banalen Gartenzwerge nur immer bis zum Gartenzaun sehen und nie darüber hinaus, haben Riesenzwerge ihren Horizont synchronisiert auf das Niveau der Landesgrenzen. Dort verbauen sie ganz hohe Zäune; so dicht, dass die Gefahr des und der Fremden dahinter nur geahnt, aber nie entdeckt werden kann.

Womit man ihnen beikommen kann und was sie vertreiben könnte? Mutige Visionen und die Realisierung von Zukunftsszenarien in Form eindrucksvoller kontinentaler und globaler Projekte. Dazu braucht es gar nicht so viele vorausblickend Denkende, die es sich vorstellen können, dass in den nächsten 30 Jahren so zirka 200 Millionen Menschen aus Afrika zu uns nach Europa eingeladen werden, um Bildung und Ausbildung zu erhalten samt der Rückkehr-Option für 120 Millionen von ihnen. Aus Europa müssten jährlich wenigstens drei Millionen Pensionierte für ein paar Monate entsandt werden für die Know-how-Aufrüstung im Schwarzen Kontinent: so etwas wie Teilzeit-Entwicklungshilfe. Es braucht rasch eine Tunnelröhre von 20 Kilometern nach Gibraltar so wie im Ärmelkanal oder eine Brücke ("The Bridge" des Berliner Zentrums für politische Schönheit).

Inzwischen lassen wir die Großen/Kleinen weiterhin herum rumpeln und stiltzen! Übertönen wir ihren Lärm mit ebenso lauten, intelligenten und sozial-humanen Projekten! (Othmar Hill, 31.8.2018)