Istanbul – Vor dem erwarteten Angriff der syrischen Armee auf die Rebellenhochburg Idlib hat die Türkei ihre Truppen dort weiter verstärkt. Ein Konvoi mit rund 20 Fahrzeugen habe den türkischen Grenzort Kilis erreicht und solle in Syrien stationiert werden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Samstag, zuvor seien Verhandlungen zwischen der Türkei und dem syrischen Ableger des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida über dessen Auflösung gescheitert.

Drei Millionen Zivilisten in der Region

Die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens ist das letzte große Gebiet des Bürgerkriegslandes, das noch von Rebellen beherrscht wird. Dominiert werden diese von dem Al-Kaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham (HTS), der früheren Al-Nusra-Front. Syriens Regierung hat dort Truppen zusammengezogen und droht mit einem Angriff. Wegen der drei Millionen Zivilisten in der Region warnen Hilfsorganisationen vor einer neuen humanitären Katastrophe.

Die Türkei als Verbündeter der Rebellen hat in der Region Idlib zwölf militärische Beobachtungsposten. Berichten syrischer Oppositionsmedien zufolge hatte Ankara in den vergangenen Tagen mit der HTS-Miliz über deren Auflösung verhandelt, um so einen Angriff der syrischen Regierung abzuwenden.

Flüchtlingsandrang befürchtet

Die Türkei befürchtet bei einer Offensive einen neuen Flüchtlingsandrang auf ihre Grenzen. Am Freitag stufte die Regierung in Ankara die HTS-Miliz als Terrororganisation ein, wie aus einer Mitteilung im türkischen Staatsanzeiger hervorgeht.

Die Gruppe hat nach Angaben des UNO-Syrien-Vermittler Staffan de Mistura rund 10.000 Kämpfer in der Region Idlib. HTS hat sich zwar nach eigenen Angaben von Al-Kaida losgesagt, wird aber von zahlreichen Regierungen noch als dessen syrischer Ableger angesehen. (APA, dpa, 1.9.2018)