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Hat Apple mit dem Tod von Steve Jobs auch seinen Fokus verloren?

Foto: PAUL SAKUMA / AP

Apple-Gründer Steve Jobs war für seinen Hang zum Perfektionsmus geradezu berüchtigt. Ein Perfektionismus, der den Hardwarehersteller über Jahre prägen und dem Unternehmen gehörigen Erfolg bescheren sollte. Erst vor kurzem konnte Apple beim Börsewert die Schallmauer von 1 Billion Dollar durchbrechen, etwas das zuvor noch keinem anderen Unternehmen gelungen ist. Der Erfolg ist also geblieben, und doch macht sich gerade bei langjährigen Apple-Fans zunehmen Unruhe bemerkbar. Hat sich doch in den letzten Jahren eine wachsende Zahl an Problemen eingeschlichen, die nicht so recht zum Image des perfektionistischen Hardwareherstellers passen wollen, wie Quartz in einem aktuellen Artikel zusammenfasst.

Die Tastatur

Im Jahr 2015 hat Apple ein neues Design für die Tastatur seiner Macbooks eingeführt. Die Idee dahinter: Platz zu sparen, und so noch schlankere Geräte zu ermöglichen. Doch von Anfang an stieß der neue Aufbau auf viel Kritik, die Nutzer beschwerten sich zuhauf über ein sehr flaches Tippgefühl ohne brauchbare Feedback. Im Jahr 2016 versuchte sich Apple dann an weiteren Verbesserungen – mit wenig Glück: Selbst kleine Staubteilchen scheinen dem Apple Keyboard Probleme zu bereiten, und so kam es zu einer Fülle von Defekten und verärgerten Käufern. Im Mai des laufenden Jahres reichte es dann einigen Macbook-Besitzern, sie reichten eine Sammelklage gegen Apple ein. Dies veranlasste Apple wiederum zu einem seltenen Schuldeingeständnis und dem Versprechen Tastaturen über vier Jahre hinweg kostenlos auszutauschen.

Hitzeprobleme

Erst vor einigen Monaten hat Apple ein neues Macbook Pro vorgestellt, das nicht nur äußerst stark ausgestattet ist, sondern auch die erwähnten Tastaturprobleme nicht mehr aufweisen soll. Dafür hat sich das Unternehmen hier ganz andere Schwierigkeiten eingefangen. So gab es vom Start weg Probleme mit der Kühlung, was dazu führte, dass der Prozessor des bis zu 7.000 Dollar teuren Laptops oft heruntergedrosselt wurde. Von der Top-Performance war da schnell nichts mehr zu bemerken. Apple reagierte mit einem Software-Update, dass einen Teil der Kritiker befriedete – aber längst nicht alle.

iPhone-Drosselung

Ebenfalls für einige Aufregung sorgte es, als im Vorjahr ein langjähriges Gerücht über Apple bestätigt wurde. Nämlich dass der iPhone-Hersteller die Leistung älterer Smartphones drosselt. Bei näherer Betrachtung stellte sich die Situation zwar etwas komplizierter dar – Apple nahm diese Maßnahme aus Sicherheitsgründen bei Geräten mit stark gealtertem Akku vor – und doch war die Optik für den Konzern alles andere als erfreulich, wurden doch die Kunden nicht über diesen Umstand informiert. Es folgten wieder einmal Sammelklagen. Dass Apple anschließend den Preis für einen Akkutausch reduzierte, verbesserte den öffentlichen Eindruck nur mehr marginal.

Geblähte Apple Watches

Unerfreuliche Schlagzeilen generierte in den letzten Monaten auch die Apple Watch: So gab es einige Berichte über sich blähende Akkus, die dazu führten, dass der Bildschirm aus dem Gehäuse gedrückt wird. Nach zunehmender Kritik gestand Apple ein, dass es tatsächlich zu entsprechenden Problemen mit der Apple Watch Series 2 kommen kann. Das Problem dabei: Zum Teil ist offenbar auch die Serie 3 betroffen. Und bei dieser reagierte der Support zunächst gegenüber zahlreichen Nutzern mit den Hinweis, dass man keine Reparatur übernimmt – obwohl die Uhr noch unter Garantie steht. Es folgte: Eine Sammelklage.

Ungewohnte Verzögerungen

Dazu gesellen sich dann noch eine Reihe von in früheren Jahren ungekannten Verzögerung. So hatte Apple etwa die Airpods im September 2016 für einen Verkaufsstart im Folgemonat angekündigt. In Wirklichkeit dauerte es dann bis Dezember und selbst dann war nur ein geringes Volumen der Kopfhörer verfügbar, so dass der Konzern das Weihnachtsgeschäft praktisch verpasste. Auch beim smarten Lautsprecher HomePod dauerte es ein dreiviertel Jahr bis er schlussendlich auf den Markt kam. Und bei der Ladematte AirPower, die schon vor einem Jahr zum ersten Mal vorgezeigt wurde, warten die Konsumente bis heute auf die reale Möglichkeit zum Kauf.

Ausreißer oder tiefer sitzendes Problem?

All das soll nicht unterstellen, dass es in der Ära Steve Jobs keine Probleme bei Apple gegeben hätte. Das "Antennagate" des iPhone 4 ist etwa sicher vielen noch in Erinnerung. Und doch haben in den letzten Jahren die Berichte über Hardwareprobleme mit Apple-Geräten immer stärker zugenommen. Es wirke als ob Apple in den vergangen Jahren zunehmend seinen Fokus verloren habe, betont man bei Quartz. Insofern bleibe abzuwarten, ob das Unternehmen diese Schwierigkeiten wieder in den Griff bekommt, oder ob sich hierbei um tiefer sitzende Probleme handelt. Dann wäre Apple nämlich einfach nur mehr ein Hersteller unter vielen – und vom einst so praktizierten Perfektionismus nichts mehr übrig. (red, 2.9.2018)