Pakistanis waren Anfang 2018 über Trumps Tweet erbost.

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Islamabad/Wien – Die Atomwaffen seien sicher, wird die Regierung Pakistans nicht müde zu betonen. 100 bis 150 Atomsprengköpfe soll das Land besitzen. Und doch herrscht weltweite Sorge, diese könnten in falsche Hände geraten: in die der Taliban oder anderer islamistischer Terroristen.

Die USA unterstützen das Land seit Jahren mit Geldern in Milliardenhöhe, um die Atomwaffen vor Missbrauch zu schützen und Terror-Gruppierungen generell zu bekämpfen. Nichts habe Pakistan den USA dafür zurückgegeben, nur "Lügen und Täuschungen", twitterte US-Präsident Donald Trump dann am 1. Jänner 2018.

Der Tweet war der Auftakt zu einer politischen Aktion scharf, die am Sonntag darin gipfelte, dass das Pentagon erklärte, Militärhilfe in Höhe von 300 Millionen US-Dollar an Pakistan zu streichen. Das Land würde nicht entschieden genug gegen Extremisten vorgehen. Schon ein paar Tage nach dem folgenreichen Neujahrs-Tweet hatten die USA verkündet, Finanzhilfen an pakistanische Sicherheitsbehörden zu streichen. Anfang August wurde dann bekannt, dass die Zahl pakistanischer Teilnehmer an militärischen Trainings – ein Herzstück der bilateralen Kooperation – drastisch gesenkt wurde.

Insgesamt entgingen Pakistan seit Anfang des Jahres 800 Millionen US-Dollar aus dem Pentagon, gab Sprecher Kone Faulkner am Sonntag bekannt. Die neue Maßnahme kommt wohl nicht zufällig wenige Tage, bevor US-Außenminister Mike Pompeo in Islamabad auf den gerade zum Premier gewählten Ex-Cricket-Spieler Imram Khan treffen wird.

US-Amerikaner unbeliebt

Als "endlose Geschichte von Missverständnissen und Enttäuschung" bezeichnet Wolfgang-Peter Zingel von der Universität Heidelberg die Beziehung zwischen Pakistan und den USA. Er sieht die Atommacht Pakistan in einem Dilemma: Einerseits habe sich die Politik, Schärfe aus dem Konflikt mit dem Nachbarn Afghanistan rauszunehmen, bezahlt gemacht. Seit Monaten sind die Zahlen der Terroropfer im eigenen Land drastisch gesunken. Doch andererseits wird diese Politik von den USA als Weichheit oder Kollaboration mit dem Feind ausgelegt, so Zingel. Und so strichen die USA eine Zahlung nach der anderen.

Der Schuss könnte aber nach hinten losgehen, die Sorge wegen der Atomwaffen im Land wächst. Das Vakuum, das die USA hinterlassen, wird sukzessive von China gefüllt, bisher vor allem durch dringende Kredite. In Afghanistan hilft China beim Aufbau eines Antiterrortrupps im schmalen Wakhan-Korridor. Denn China ist besorgt, dass muslimische Uiguren mit den Taliban gemeinsame Sache machen könnten.

Versöhnliche Töne

Die Beziehung zwischen den USA und Pakistan ist aber nicht vollends gescheitert. Am Mittwoch wird Khan Pompeo als erster Außenminister seit seiner Wahl empfangen – eine wichtige diplomatische Geste. Der Gastgeber ist zwar als US-Kritiker bekannt, doch hat er bei seiner Wahlsiegrede versöhnliche Töne angeschlagen: Er strebe "gegenseitig nützliche Beziehungen" an. (Anna Sawerthal, 2.9.2018))