Ohne Interrail wäre ich vielleicht nicht hier. Europa selbst zu erleben, auf den harten Bänken der zweiten Klasse in den Regionalzügen Nordportugals und Südirlands, hat mir als 17-jährigem Schüler ganz neue Perspektiven eröffnet. Durch dieses kleine Abenteuer bekam ich den Mut für spätere größere Abenteuer. Vor allem auch für Abenteuer in der Arbeitswelt, von denen ich bis heute profitiere.

30.000 on the road

Daher ist unsere Initiative "DiscoverEU", die 30.000 Jugendlichen durch ein Zugticket Europa eröffnen soll, nicht nur ein Weg, die Vielfalt und den kulturellen Reichtum der Europäischen Union zu entdecken und im Idealfall eine europäische Identität zu entwickeln. DiscoverEU ist auch – ähnlich wie Erasmus, das EU-Mobi litätsprogramm für Studierende und Lehrlinge – ein Instrument im Kampf gegen die Jugendarbeits losigkeit: Wer selbstständig in die Welt hinauszieht – und sei es nur für ein paar Wochen mit der Bahn –, kommt mit einigen der Soft Skills zurück, die Arbeitgeber heute suchen.

Zugtickets sind ohnehin nicht das einzige Instrument, das die Europäische Union gegen Jugendarbeitslosigkeit in die Hand nimmt: Jugendgarantie, Erasmus, Europäischer Sozialfonds, das Europäische Solidaritätskorps – all das hilft unseren Mitgliedstaaten dabei, junge Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Doch Europa kann eben nur Hilfestellung leisten, denn vergessen wir eines nicht: Es sind zunächst die Staaten selbst – und nicht die EU –, die in der Verantwortung stehen.

Große Unterschiede

Die großen Unterschiede bei den Jugendlichenbeschäftigungszahlen sind der Beleg dafür, dass einigen – wie zum Beispiel Ös terreich – dies bisher viel besser gelungen ist als anderen. Daher ist es auch so wichtig, dass sich die EU-Jugendminister heute, Montag, hier in Wien im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft wieder zu diesen Themen aus tauschen.

Jugendgarantie

Zentrales Element der gemeinsamen europäischen Strategie für bessere Berufsaussichten junger Menschen ist die Jugendgarantie. Seit 2014 haben mehr als 14 Millionen junge Menschen über unser Jugendgarantie-Programm einen Ar beits- oder Ausbildungsplatz, ein Praktikum oder eine Weiterbildung gefunden.

Bei immer noch über 15 Prozent Jugendarbeitslosigkeit gibt es allerdings keinen Anlass, die Hände in den Schoß zu legen. Daher hat die EU-Kommission die Beschäf tigungsinitiative für junge Menschen aufgestockt: Bis 2020 wollen wir eine Million junge Menschen zusätzlich fördern. Mit Blick auf den künftigen langfristigen EU-Haushalt regt die Kommission zudem an, dass Mitgliedstaaten mit besonders hoher Jugendarbeitslosigkeit mindestens zehn Prozent ihrer Mittel aus dem nächsten Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) gezielt zur Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen einsetzen.

Die Kommission will junge Menschen aber auch breiter fördern: Wir haben das Europäische Solidaritätskorps eingerichtet, damit sie einen Freiwilligendienst leisten, ein Praktikum absolvieren oder sich in Projekten daheim oder im Ausland engagieren können. Im Rahmen des Erasmus-Programms können bereits seit langem Millionen junge Europäer im Ausland studieren oder ihre berufliche Ausbildung verbreitern. Erst unlängst haben wir daher vorgeschlagen, die Erasmus-Mittel im nächsten Haushaltsrahmen auf 30 Milliarden Euro zu verdoppeln.

Wille zum Erfolg

Weil Geld allein nicht genügt, soll die neue EU-Jugendstrategie jungen Menschen auch mehr Gewicht bei der Gestaltung der Po litik der Europäischen Union verleihen. Doch Gestaltungswille setzt Selbstbewusstsein voraus, genauso wie der Wille zum Erfolg in der Arbeitswelt. Praktika, Ausbildung, Studium und auch Zugreisen im europäischen Ausland helfen, dieses Selbstbewusstsein zu stärken.

So wird die Bahnfahrkarte bei so manchem dann zum Ticket Richtung Arbeitswelt.