Stellen Sie sich vor, Sie wären an einem Gedenkort. Hier finden sich nicht nur Erinnerungen an die Ermordeten, dem Leben mit kühler Präzision Entrissenen, die Gefolterten, die Entrechteten. Es sind nicht nur ihre Geister, hier sind ihre ganz realen Überreste.

Und jetzt stellen Sie sich vor, wie während einer Führung begonnen wird, das Geschehene revisionistisch infrage zu stellen, die Tatsachen, die zu dem Tod all dieser Menschen führten, zu leugnen: Jemand ist an den Ort des Verbrechens gereist, um dort ein weiteres Hinterherspucken auf die Gräber und die Geschichte dieser Menschen zu begehen.

So geschehen in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, bei einer Führung für eine AfD-Gruppe. Der Gedenkstättensprecher gab an, dass mehrere Personen die Führung permanent störten, auch nach Ermahnungen. Die Existenz von Gaskammern sei in Zweifel gezogen worden, die KZ-Verbrechen verharmlost und relativiert.

Es reicht. Die rote Linie ist schon lange überschritten. Das Schweigen zu dieser Überschreitung dröhnt. Das bürgerliche konservative Lager sollte aufhören, sich zu belügen: Mit der AfD ist kein Kompromiss möglich, und wer das, wofür sie steht, verharmlost, macht sich mitverantwortlich für alles, das kommt. KZ-Gedenkstätten sind Orte, an denen sich die Vergangenheit und die Gegenwart berühren. Manchmal aber auch die Vergangenheit und die Zukunft. (Julya Rabinowich, 3.9.2018)