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Tripolis, 28. August 2018.

Foto: REUTERS/Hani Amara

Tripolis – Inmitten von Gefechten rivalisierender Milizen sind in Libyens Hauptstadt Tripolis mehr als 400 Häftlinge aus einem Gefängnis ausgebrochen. Die Männer hätten nach einer Meuterei die Tore öffnen und fliehen können, teilte die Polizei am Sonntag mit. Wärter hätten die Flucht nicht verhindern können, weil sie um ihre eigenen Leben gefürchtet hätten.

Zum Zeitpunkt des Ausbruchs hätten sich Milizen in der Nähe des Ain-Sara-Gefängnisses Gefechte geliefert, teilte die Polizei mit. In der Strafanstalt waren zumeist gewöhnliche Kriminelle und Anhänger des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi untergebracht.

In der Millionenmetropole wurde der Ausnahmezustand verhängt. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung erklärte am Sonntag, angesichts der gefährlichen Lage diene der Ausnahmezustand dem Schutz der Zivilbevölkerung.

Zudem rief sie die Konfliktparteien dazu auf, eine am Mittwoch vereinbarte Feuerpause einzuhalten. Am Sonntagabend lag die Hauptstadt unter Raketenbeschuss. Getroffen wurden ein Hotel in der Nähe der italienischen Botschaft im Stadtzentrum, ein Diesellager der staatlichen Ölfirma NOC sowie angeblich ein Camp, indem sich seit dem Bürgerkrieg 2011 Vertriebene aufhalten. Dabei sollen zwei Menschen ums Leben gekommen sein.

Ursache unklar

Bei Kämpfen wurden nach Behördenangaben seit vergangenem Montag mindestens 47 Menschen getötet und 129 weitere verletzt, darunter viele Zivilisten. Der Grund für den Ausbruch der Gewalt, in dessen Verlauf neben Schusswaffen auch Granatwerfer zum Einsatz kamen, blieb zunächst unklar. Die Milizen, die einander bekämpft hatten, waren demnach als Unterstützer der Regierung in Tripolis bekannt.

Seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in Libyen ein Bürgerkriegschaos. Zahlreiche bewaffnete Milizen bekämpfen sich gegenseitig. Die international anerkannte Regierung in Tripolis konnte ihren Einfluss kaum über die Hauptstadt hinaus ausdehnen. Sie konkurriert mit einer Regierung im Osten des Landes. Beide werden von schwerbewaffneten Milizen unterstützt. Libyen ist das Hauptdurchgangsland für Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die über das Mittelmeer in die EU gelangen wollen. Vom Westen Libyens aus ist Italien nur etwa 300 Kilometer entfernt.

Im Mai hatten sich die Anführer der rivalisierenden Fraktionen bei einem Treffen in Paris auf Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 10. Dezember geeinigt. (red, APA, dpa, 2.9.2018)