Jerusalem – Tabubruch im israelischen Rundfunk: Ein Klassiksender hat Ausschnitte aus Richard Wagners Oper "Götterdämmerung" gespielt – und sich daraufhin in aller Form bei seinen Hörern entschuldigt. Eine Sprecherin des Medienunternehmens Kan verwies am Sonntag auf den "Schmerz, den eine solche Ausstrahlung bei den Holocaust-Überlebenden unter unseren Hörern auslösen könnte".

Der zuständige Musikredakteur habe eine falsche künstlerische Entscheidung getroffen", für die sich der Sender entschuldige. Die Musik des deutschen Komponisten ist in der israelischen Öffentlichkeit weitgehend tabu, weil seine Werke durch antisemitische Rhetorik geprägt sind. Kritiker sehen Wagner, der als Adolfs Hitlers Lieblingskomponist galt, als einen der Wegbereiter des Nationalsozialismus.

In Israel ist die Aufführung seiner Musik zwar nicht verboten, Musiker und Sender verzichten aber in der Regel darauf. Die Sendersprecherin sagte, die Ausstrahlung der "Götterdämmerung" habe gegen interne Richtlinien verstoßen, denen zufolge Wagner nicht öffentlich gespielt werden solle.

Allerdings hat der deutsche Opernkomponist in Israel durchaus Anhänger. Der Vorsitzende der Israelischen Wagner-Gesellschaft, Jonathan Livni, begrüßte die Ausstrahlung im Rundfunk. "Wir spielen ja nicht Wagners Weltsicht, sondern nur seine wunderbare Musik", erklärte Levi. "Wer das nicht hören will, kann immer das Radio ausschalten." (APA, AFP, 3.9.2018)