Managua – Bei einer Demonstration der Opposition in Nicaraguas Hauptstadt Managua haben am Sonntag zwei Menschen Schussverletzungen erlitten. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, bewaffnete Männer hätten gegen Ende des Protestmarschs von drei Kleinlastern aus Schüsse abgefeuert und einen Mann am Arm verletzt.

Ein weiterer Regierungsgegner wurde nach Angaben einer Augenzeugin in einem anderen Abschnitt der Demonstration verletzt. Bewaffnete Männer mit den schwarz-roten Fahnen der Regierungspartei von Staatschef Daniel Ortega hätten von einem Kleintransporter aus in die Luft geschossen, sagte die Frau vor Journalisten. Daraufhin seien Dutzende Bereitschaftspolizisten und Gruppen von Ortega-Anhängern aufmarschiert. Die Demonstranten flüchteten sich in ein Einkaufszentrum.

"Putschisten"

Die Polizei sprach in einer Erklärung von "Putschisten" und "Terrorakten". Die Bürgerallianz für Gerechtigkeit und Demokratie, die die Demonstration mit tausenden Teilnehmern veranstaltet hatte, wies die Anschuldigungen zurück. Die Polizei arbeite mit "Lügen" und "Tatsachenverdrehungen". Die Beobachtungsmission der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) verurteilte den "Angriff" auf die Demonstranten.

Die US-Botschaft in Managua warnte ihre Landsleute. "Polizei, Milizen und andere von der Regierung kontrollierte Gruppen haben auf Demonstrationen für Demokratie häufig mit Gewalt reagiert", erklärte sie.

Am Samstag hatte die UNO-Menschenrechtsmission in Nicaragua auf Druck der Regierung das zentralamerikanische Land verlassen. Die vierköpfige Gruppe will die Lage in Nicaragua nun von Panama aus weiter beobachten.

Mehr als 320 Tote seit Frühling

Ortega hatte am Mittwoch erbost auf die Veröffentlichung eines Berichts des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte zu Nicaragua reagiert. Dieser zeigt Menschenrechtsverletzungen während der Proteste gegen Ortegas Regierung zwischen dem 18. April und dem 18. August auf. Dabei starben nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mehr als 320 Menschen. Ortega nannte das UNO-Hochkommissariat ein "Instrument von Terrorpolitik, Lüge und Niedertracht". Den Bericht bezeichnete er als parteiisch und einseitig. Überhaupt sei die UNO ein "Werkzeug der Mächtigen und ihrer Todespolitik."

Ortegas Gegner beschuldigen den ehemaligen Guerillaführer im Kampf gegen die rechte Somoza-Diktatur (1934 bis 1979), zusammen mit seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, selbst zunehmend autoritär zu regieren. Der Ortega-Familie werfen sie unter anderem Korruption und Freunderlwirtschaft vor. Die Regierungsgegner verlangen, die für 2021 vorgesehene Präsidentschaftswahl auf März 2019 vorzuziehen. Ortega lehnt das ab. (APA, 3.9.2018)