Der erst im Frühjahr 2018 gegründete Verein Clapton Community FC aus den Niederungen des englischen Fußballbetriebs hat zwar noch kein einziges Pflichtspiel absolviert, dennoch hat der Amateurklub aus London bereits über die Grenzen hinweg für Furore gesorgt. Grund dafür ist die immense Nachfrage nach Trikots, die mittlerweile derartige Formen angenommen hat, dass wegen des großen Verwaltungsaufwands die Möglichkeit zur Vorbestellung vorübergehend ausgesetzt werden musste, wie der Verein auf seiner Homepage vermeldete.

Bis zum Wochenende wurden bereits über 5.000 Bestellungen registriert, für einen Zwölftligisten, der zuletzt ein Testspiel vor 232 Zuschauern austrug, selbst auf der fußballverrückten Insel eine beachtliche Zahl. Eine Vielzahl der Bestellungen ging nicht zufällig aus Spanien ein. Grund dafür: Die rot-gelb-violetten Auswärtsdressen mit dreistrahligen Sternen sollen an die Internationalen Brigaden erinnern, die im Spanischen Bürgerkrieg der 1930er-Jahre gegen General Francisco Franco kämpften. Zudem steht auf der Rückseite der Trikots in Anlehnung an den Slogan der antifaschistischen Kämpfer der Spruch "No Pasaran", spanisch für "Sie werden nicht durchkommen".

Konflikt mit dem Vereinsboss

Der Verein ist nach einem lange schwelenden Konflikt zwischen den Anhängern und dem Vereinsboss des Clapton FC in Walthamstow, im Osten der britischen Metropole, entstanden und spielt künftig in der Middlesex Counties Football League. Die für ihren Support, soziales Engagement und linke politische Inhalte bekannten "Clapton Ultras" zogen nach einer 2017 gewonnenen gerichtlichen Verfügung die Reißleine, nachdem der Geschäftsführer des Klubs, Vincent McBean, die gemeinnützige Stiftung auflösen wollte, die das Stadion verwaltete. Die Anhänger boykottierten sämtliche Heimspiele der Saison 2017/18 auf dem seit 1888 bespielten Old-Spotted-Dog-Platz und gründeten schließlich nach dem Vorbild anderer britischer Fanvereine einfach ihren eigenen Klub.

Mit 250 verkauften Shirts pro Saison kalkuliert

Mit dem gewaltigen Ansturm war natürlich nicht zu rechnen, man hat mit 250 verkauften Shirts pro Saison kalkuliert, nun aber sind die ausnahmslos ehrenamtlichen Mitarbeiter schwer gefordert. Wegen des unerwarteten Interesses bittet der Verein nun um Geduld, man will die Bestellungen innerhalb von zwei Monaten abarbeiten.

Gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie

Für den Designer der Shirts macht die außergewöhnliche Gestaltung einfach Sinn, "weil wir seit jeher als Fans bekannt sind, die Rassismus, Sexismus und Homophobie nicht akzeptieren. Ich wollte wirklich etwas machen, das die Wichtigkeit des Opfers derer, die gegen den Faschismus gekämpft haben, deutlich macht", so Thom auf der Klubseite.

In Erinnerung an Spaniens Internationale Brigaden

1936 führte Franco mit Unterstützung des nationalsozialistischen Deutschen Reichs und des faschistischen Italien einen Staatsstreich gegen die Regierung Spaniens an. In dem drei Jahre dauernden Bürgerkrieg sind über 20.000 Brigadisten im Kampf für ein demokratisches Spanien auf der Iberischen Halbinsel gefallen. In der folgenden Diktatur, die bis zum Tod Francos 1975 dauerte, sollen bis zu 200.000 Opfer zu beklagen gewesen sein.

Fair hergestellte Trikots

Von den Einnahmen für die Clapton-Shirts geht ein guter Teil als Spende an den "International Brigade Memorial Trust", werden Vereinskosten gedeckt und die Herstellung der Shirts finanziert, die von dem kleinen italienischen Hersteller Rage Sports angefertigt werden. Die benötigten Materialien für das Fanleiberl stammen nur von solchen Firmen, die garantieren können, ihre Arbeiter fair zu entlohnen. Dass der Clapton CFC den Preis für ein Trikot von 25 auf 30 Pfund erhöhen musste, weil wegen der unerwarteten Einnahmen plötzlich Steuerzahlungen fällig wurden, hat keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage.

Der noch junge Verein hat es mittlerweile auf 12.700 Twitter-Follower gebracht. Einer davon dürfte Jeremy Corbyn sein. Der Gewerkschaftsfunktionär und Vorsitzende der Labour-Partei outete sich als glühender Anhänger des von Fans organisierten Fußballs und lobte die ungewöhnliche Idee des Vereins via Twitter als "eine brillante Aktion". (honz, 4.9.2018)