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Einsteigen, losfahren, parken: Dieses Konzept soll Menschen den Verzicht auf das eigene Auto erleichtern und den Verkehr reduzieren helfen.

Foto: AP/Inga Kjer

Carsharing wird zwar populärer; mehrheitsfähig ist das Prinzip teilen statt besitzen von Autos aber noch lange nicht. Das hängt laut Experten nicht zuletzt damit zusammen, dass entsprechende Angebote zumeist auf Großstädte beschränkt sind und auf dem Land fast gänzlich fehlen. Und selbst dort, wo es Carsharing gibt, stehen Hindernisse im Weg.

In Österreich gibt es einige Carsharing-Unternehmen. Große wie Drive Now sind nur in Wien präsent. "Von der Stadt würden wir uns mehr Entgegenkommen wünschen, etwa bei den Kosten für die Parkometerabgabe, egal ob das Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb oder Elektroautos sind", sagte Robert Kahr, Geschäftsführer der hiesigen Tochter von Drive Now, dem STANDARD.

Pauschale von über 200 Euro pro Monat

Pro Fahrzeug und Monat ist von den Carsharing-Anbietern in der Bundeshauptstadt eine Pauschale von über 200 Euro abzuführen. Dabei sei das schon ein Fortschritt gegenüber früher, als es noch eine Parkscheibenpflicht gab. "Das war nicht praktikabel", sagte Kahr. Bei Drive Now, die eine Flotte von 700 Fahrzeugen in Wien im Einsatz haben, fallen monatlich knapp 150.000 Euro an Parkgebühren an.

Drive Now, dessen Alleingesellschafter nach Auskauf des Autovermieters Sixt seit diesem Frühjahr wieder BMW ist, ging in Österreich im Herbst 2014 an den Start. "Damit Carsharing funktioniert, braucht es ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem", sagte Kahr. "Ohne Öffis würde es auch kein Carsharing geben. Beide Mobilitätsformen ergänzen, ersetzen sich aber nicht."

Wien bleibt wohl einziger Standort

Weitere Grundvoraussetzung, damit Carsharing funktioniere, seien "eine gewisse Zahl von Einwohnern und die Bereitschaft der Stadt, sich darauf einzulassen". In Österreich werde Wien, zumindest was Drive Now betrifft, wohl für längere Zeit der einzige Einsatzort für Carsharing bleiben.

Neben Wien, wohin Drive Now den ersten Expansionsschritt aus Deutschland gesetzt hat, ist der Carsharing-Anbieter mit Sitz in München inzwischen auch in London, Kopenhagen (über einen Franchise-Partner), Stockholm, Brüssel, Mailand, Helsinki und Lissabon vertreten. Auch in den beiden zuletzt dazugekommenen Städten betreibt Drive Now das Geschäft über Franchisepartner. Diese tragen das volle wirtschaftliche Risiko, dürfen im Gegenzug aber die Marke nützen und erhalten Marketingunterstützung.

Großfusion geplant

In Wien hatte es Drive Now beim Start vor vier Jahren noch mit drei Mitbewerbern zu tun: Car2Go, hinter dem der Daimler-Konzern (Mercedes, Smart) steht, Flinkster, die zur Deutschen Bahn gehört und die sich inzwischen aus Österreich wieder verabschiedet hat, sowie Zipcar aus den USA. Der weltgrößte Anbieter einschlägiger Dienste, der durch Kauf von Denzel-Carsharing in Österreich Fuß gefasst hat, ist inzwischen ebenfalls Geschichte. Die rund 60 Zipcar-Standorte hat die Wiener Firma Greenmove mit ihrem Service Stadtauto übernommen. Im Hintergrund wird derweil auf europäischer Ebene ein großer Zusammenschluss versucht: Drive Now und Car2Go sollen zwei Marken bleiben, aber ein Unternehmen werden. Der Deal wird von der EU-Wettbewerbsbehörde geprüft – seit nunmehr vier Monaten. Diese konsultiert auch die Aufsicht in den betroffenen Ländern. Theodor Thanner, Chef der heimischen Bundeswettbewerbsbehörde, hat bereits angedeutet, dass es aufgrund der Marktverhältnisse ohne Auflagen wohl nicht gehen wird.

Drive-Now-Chef Kahr sieht im Carsharing jedenfalls eine Win-win-Situation: Ein Carsharing-Auto ersetze heute schon mindestens fünf Privat-Pkws. Die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeugflotten und die geplante Koppelung mit autonomem Fahren entlaste die Städte von Verkehr und drücke zudem die Kosten. Was sich Kahr noch wünscht: einen rascheren Ausbau der Ladeinfrastruktur in Wien. (Günther Strobl, 4.9.2018)