Löger sieht in Österreich eine "unglaublich starke Position beim Wachstum" – diese will er nutzen, um den Finanzmarkt weiterzuentwickeln.

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Wien – Finanzminister Hartwig Löger will Österreichs "unglaublich starke Position beim Wachstum" nutzen, um den Finanzmarkt weiterzuentwickeln. Ein Eckpunkt dessen soll die für 2020 geplante Steuerreform sein. Konkretes ließ sich Löger zwar nicht entlocken, betonte aber, dass auch Vorsorge und die Unterstützung des Finanzplatzes durch privates Kapital Teil der Reform sein sollen. Er kann sich steuerliche Anreize für die betriebliche und private Vorsorge vorstellen, in den Pensions- und Vorsorgekassen ortet der Finanzminister etwa noch schlummerndes Potenzial im Volumen von "einigen Milliarden".

Löger betonte in einem Pressegespräch über die Trends am Kapitalmarkt indirekt auch die zunehmende Bedeutung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, indem er sagte: "Es braucht das Bewusstsein, dass nicht alles auf Dauer durch den Staat finanziert werden kann." Hinsichtlich Vorsorge und Vermögensaufbau brachte Werner Kretschmer, Chef der Fondsgesellschaft Amundi Austria, eine KESt-Befreiung für Fondssparer ins Spiel. Ähnliches kann sich Wilhelm Celeda, Vorstandschef der Raiffeisen Centrobank, auch für Privataktionäre ab einer gewissen Haltedauer vorstellen. "Diese Themen sind in Diskussion", sagte der Finanzminister, für Details sei es aber noch zu früh.

Neues KMU-Segment

Mehr hatte er über das geplante KMU-Segment der Wiener Börse zu sagen: "Wir strengen uns an, gemeinsam mit der Börse den Drittmarkt zu öffnen." Am Freitag sei die dafür nötige gesetzliche Grundlage zur Wiedereinführung des Handels mit Inhaberaktien in Begutachtung geschickt worden. Auf dieser Basis will die Börse spätestens Anfang nächsten Jahres mit ihren neuen KMU-Segment "Direct Market" starten, wie ihr Chef Christoph Boschan Ende vergangener Woche angekündigt hatte.

"Mit Regulierung befassen wir uns seit zehn Jahren täglich", erklärte Oberbank-Chef Franz Gasselsberger und berichtete von "enormen Kostendruck", der höher als vor einer Dekade liege, aber in Zeiten niedriger Kreditrisiken zu stemmen sei. Die Entwicklung müsse weg von einer "teilweisen Strangulierung" hin zu einer "vernünftigen Regulierung" führen, erklärte Löger. Hinsichtlich der Aufsichtsreform ergänzte der Finanzminister, dass die nötigen Schritte in den nächsten Monaten konkretisiert werden sollen.

Stiefmüttlerich behandelte Finanzbildung

Centrobank-Chef Celeda betonte auch die Bedeutung der hierzulande stiefmütterlich behandelten Finanzbildung: "Das sollte schon im Lehrplan verankert sein, um etwas über Wirtschaft und Börse zu lernen." Mehr politische und gesellschaftliche Akzeptanz der Aktie würde dazu führen, dass "die Lücke zwischen großen und kleinen Vermögen nicht weiter zunimmt". Als Beispiel zieht er die USA heran, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung Aktien besitzen würde, in Österreich jedoch nur rund vier Prozent. Zudem sei Bildung der beste Anlegerschutz. Eine Forderung, mit der Löger d'accord geht: Es brauche mehr Wissen und Bewusstsein, damit Privatpersonen ihr Geld erfolgreich anlegen können. (aha, 3.9.2018)