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Colin Kaepernick kniet gegen Rassismus

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Jetzt ist der ehemalige Quarterback der 49ers Teil der Kampagne zum 30. Jubiläum des Nike-Slogans "Just do it".

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New York – Colin Kaepernick hat für den Fotografen eine ernste Miene aufgesetzt. Das Bild des Footballstars ist schwarz-weiß, natürlich, es geht um Unterschiede. Kurz vor dem Start der NFL-Saison hat der US-Sportartikelhersteller Nike den Protestführer neben anderen Sportlern zum Gesicht seiner neuen Werbekampagne gemacht. Ein Statement: politisch, mutig, kontrovers.

"Glaube an etwas. Selbst wenn es bedeutet, alles zu opfern", wird der Quarterback in der Anzeige, die am Montag in den sozialen Medien in Umlauf kam, zitiert. "Just do it", also "Mach es einfach", steht unter dem Bild, Nike feiert damit den 30. Geburtstag seines berühmten Slogans – und der Rebell ist dabei.

Kaepernick, NFL-Profi im Wartestand, war als erster Spieler bei der US-Nationalhymne auf die Knie gegangen, um gegen Polizeigewalt, Ungerechtigkeit und Rassendiskriminierung im Land zu kämpfen. Für manche, nicht nur Schwarze, wurde er zum Helden, für andere ist Kaepernick ein Nestbeschmutzer, unpatriotisch, eine Schande, ohne Respekt vor dem Militär.

Nike-Kampagne löst wütende Reaktionen aus

Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. In den sozialen Medien sind Videos im Umlauf, die US-Bürger beim Verbrennen ihrer Nike-Artikel zeigen. Andere loben die Kampagne und kritisieren User, die sich über die Werbung mit Kaepernick echauffieren.

US-Präsident Donald Trump kritisierte Nike. Die Werbezusammenarbeit mit Kaepernick sende eine "furchtbare Botschaft" aus, sagte Trump am Dienstag der konservativen Website "The Daily Caller". Allerdings könne die Firma ihre eigenen Entscheidungen treffen. Trump verwies darauf, dass Nike in New York Mieter in einem seiner Gebäude sei. "Sie zahlen viel Miete."

Die Anleger machte die Verpflichtung Kaepernicks nervös. Die Nike-Aktie gab am Dienstag zu Handelsbeginn an der Wall Street um 2,6 Prozent nach. Ein gewisser Schaden dürfte bei dem Unternehmen, das den 2011 unter Vertrag genommenen Kaepernick trotz aller Kontroversen nie fallenließ, einkalkuliert sein. "Wir glauben, dass Colin einer der inspirierendsten Athleten dieser Generation ist", zitierte der TV-Sender ESPN Nike-Vizepräsident Gino Fisanotti.

Die NFL nimmt die Proteste, die Kaepernick lanciert hat, nicht auf die leichte Schulter. "Die Themen sozialer Ungerechtigkeit, auf die Colin und andere Profisportler aufmerksam gemacht haben, verdienen unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln", erklärte Jocelyn Moore, der Vizepräsident für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Liga, am Dienstag.

Kaepernick wirft Liga systematische Ausgrenzung vor

Kaepernick ist mittlerweile seit eineinhalb Jahren arbeitslos, kein Klub will ihn haben, deshalb kämpft er. Zuletzt erzielte der 30-Jährige einen Etappensieg gegen die NFL. Wegen der systematischen Ausgrenzung hatte er Beschwerde eingelegt, die Liga wollte die Angelegenheit im Schnellverfahren beenden. Doch der eingesetzte Schlichter spielte nicht mit, nun wird es wohl zu Anhörungen kommen.

Die NFL wird das lästige Thema nicht los, der Hymnenstreit spaltet das Land, so wie Trump. Dass ein Sportartikelhersteller Farbe bekennt, ist bemerkenswert. Auch die nach ihrer Schwangerschaft etwas kräftigere Serena Williams, zuletzt öffentlich wegen ihres Catsuits kritisiert, schmückt eine Anzeige. Der Text lautet: "Du kannst dem Superhelden seinen Anzug nehmen, aber nie seine Superkräfte." (sid, APA, dpa, 5.9.2018)