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Deutsche Hoffnungsträger: Manuel Neuer, Julian Brandt und Thomas Müller.

Foto: REUTERS/Andreas Gebert

München – Der Startschuss für die neue Nations League erfolgt mit einem Kracher. Wenn am Donnerstag Weltmeister Frankreich beim ehemaligen Titelträger in München gastiert, geht es für beide Auswahlen um einiges. Die Franzosen wollen gegen den "Ex" zeigen, dass sie den Pokal wahrlich verdient haben. Für Deutschland geht es um die erste Wiedergutmachung nach der Entzauberung.

Deutschland ohne Özil, Gomez, Khedira und Rudy

"Alle spüren eine Jetzt-erst-recht-Stimmung in sich und wollen das Scheitern ausmerzen", sagte DFB-Teamchef Joachim Löw vor dem Auftakt in den neuen Wettbewerb. Der deutsche Langzeittrainer blieb nach dem historischen Scheitern in der WM-Gruppenphase an Bord, er will von seinen Stars "wieder mehr einfordern". 17 Akteure aus dem WM-Kader sind noch dabei. Mesut Özil und Mario Gomez hatten nach dem Aus ihren Rücktritt erklärt, dazu verzichtet Löw nun etwa auf Sami Khedira und Sebastian Rudy.

Marco Reus, einer der in Russland Gestrauchelten, ist hingegen Teil des Neuaufbaus. "Wir haben zwei wichtige Spiele vor der Brust. Direkt gegen den Weltmeister, da gilt es ein Zeichen zu setzen, dass mit uns wieder zu rechnen ist", erklärte der Dortmunder. "Es ist eine gute Chance, gleich gegen Frankreich etwas geraderücken zu können. Wir wollen zeigen, dass wir immer noch eine Weltklassemannschaft sind", sagte Bayern-Spieler Leon Goretzka.

Leipzig-Angreifer Timo Werner will seinen Teil dazu beizutragen, "das Geschehene wiedergutzumachen". Er sieht eine günstige Gelegenheit. "Ich glaube, dass wir jetzt nicht mehr die Gejagten sind, sondern die Jäger. Und wir sind nicht mehr unter dem Druck zu sagen, wir müssen jedes Spiel gewinnen, weil wir die beste Mannschaft der Welt sind, sondern wir können frei aufspielen."

Frankreich ohne Lloris und Mandanda

Der Weltmeister kommt mit dem beinahe identen Erfolgskader um Kylian Mbappe, Paul Pogba und Antoine Griezmann nach München. "Das erscheint mir logisch", sagte Didier Deschamps über seine Nominierungen. Er muss lediglich auf die verletzten Tormänner Hugo Lloris und Steve Mandanda verzichten. Alphonse Areola von Paris Saint-Germain dürfte daher zu seinem Länderspieldebüt kommen.

53 Tage nach dem WM-Finale gegen Kroatien werden die Franzosen versuchen, weiter "auf der Welle zu reiten", kündigte Deschamps an. Das Leben gehe selbst für Weltmeister weiter. "Wir haben Außergewöhnliches geleistet. Aber jetzt wartet ein neues Abenteuer mit der Nations League und dann im März die Qualifikationsspiele für die Euro 2020. Wir können es uns nicht leisten einzuschlafen", sagte Deschamps, der erst kürzlich von der Fifa als einer von drei Kandidaten für die Wahl zum Trainer des Jahres nominiert wurde.

Deutschland, Frankreich, Niederlande

In der Gruppe 1 des neuen Bewerbs sind in Liga A neben Deutschland und Frankreich noch die Niederlande vertreten. Der Gruppensieg würde die Teilnahme am Vier-Nationen-Finalturnier im kommenden Juni bedeuten. Der Letzte steigt in die Division B ab.

Das deutsche Nervenkostüm ist angespannt, es schwingt die Sorge vor einem Fehlstart und einem Abstieg aus der besten Division mit. "Wir müssen schon das Level A halten", stellte DFB-Präsident Reinhard Grindel fest. Man werde sich "genau anschauen, wie die Erkenntnisse umgesetzt werden". Löw versprach: "Die Nations League nehmen wir sehr ernst."

Die Erwartungshaltung ist auch im französischen Lager enorm. Deschamps sagte, dass die Erwartungen an das Team nach dem WM-Titel noch größer seien. "Aber das darf zu keinem Zeitpunkt ein Druck werden. Wir werden uns nie beschweren, Weltmeister zu sein." (APA, 4.9.2018)