Die beschmierte Zusatztafel des Gedenksteins im Pongauer Goldegg.

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Gedenkstein für die ermordeten Deserteure von Goldegg. Brigitte Höfert, Tochter des in Mauthausen ermordeten Deserteurs Karl Rupitsch, ist die Initiatorin des Mahnmales.

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Salzburg – Und plötzlich findet sich der kleine Pongauer Ort Goldegg wieder in den einschlägigen Schlagzeilen: "Aufregung um Schmieraktion" titelt beispielsweise die Lokalbeilage der "Salzburger Nachrichten". Unbekannte Täter haben vergangenes Wochenende den Gedenkstein für 14 Opfer des Naziterrors mit grüner Farbe besprüht.

Die 14 Männer und Frauen wurden am 2. Juli 1944 bei einer Menschenjagd einer SS-Todesschwadron erschossen oder später in Konzentrationslagern umgebracht. Zusätzlich wurden mehr als 20 Personen in Konzentrationslager verschleppt. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Laut Austria Presseagentur soll sich auch der Verfassungsschutz mit der Causa befassen.

Wie die Polizei am Dienstag berichtete, wurden auch zwei am Friedhof von Goldegg angebrachte Gedenktafeln mit grüner Farbe beschmiert. Das wurde erst am Dienstag entdeckt und von der Pfarre angezeigt. Laut Polizei gilt ein Zusammenhang der Taten als wahrscheinlich. Auch die Gedenktafeln erinnern an die Opfer des 2. Juli 1944.

Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Vergangene Woche ist der neue Roman von Hanna Sukare im Otto-Müller-Verlag erschienen. In "Schwedenreiter" widmet sich die Trägerin des Rauriser Literaturpreises dem Umgang der Gemeinde Stumpf mit deren Nazivergangenheit. In der Gemeindechronik von Stumpf werden Wehrmachtsdeserteure als Landplage bezeichnet, und die Chronik kürt einen SS-Mann zum Retter des Ortes.

Lange Konfliktgeschichte

Dass mit dem Roman die Vorgänge rund um die Goldegger Deserteursgruppe gemeint sind, ist offensichtlich. In der 2008 erschienenen Ortschronik von Goldegg wurden die Wehrmachtsdeserteure als "gefährliche Landplage" bezeichnet. Und bis heute hält sich in Teilen der Bevölkerung hartnäckig jene Geschichtsversion, nach der die Deserteure die Mordaktion der SS provoziert und das ganze Dorf in Gefahr gebracht hätten.

Das am Wochenende geschändete Denkmal konnte auf Initiative von Brigitte Höfert erst 2014 nach heftigen Konflikten errichtet werden. Höfert ist die Tochter des im KZ Mauthausen ermordeten Goldegger Deserteurs Karl Rupitsch. Mit Rücksicht auf die Meinung im Dorf hatte sich die Gemeinde, aber auch der vom damaligen Landtagsklubobmann der Grünen im Landtag, Cyriak Schwaighofer, geführte Kulturverein Goldegg gegen das Denkmal gestellt. Errichtet werden konnte es schließlich nur deshalb, weil die Gebietskrankenkasse ein Grundstück zur Verfügung gestellt hatte.

"Ich hoffe, Goldegg nimmt diese Untat zum Anlass, sich ein für alle Mal zu ihren Kriegsdienstverweigerern und zu deren Unterstützerinnen zu bekennen", sagt Autorin Sukare zu dem Anschlag. (Thomas Neuhold, 5.9.2018)