Birgit Hebein kandidiert für die Spitze der Wiener Grünen.

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Wien – Sie habe sich selbst ausgesucht, betonte die grüne Sozialsprecherin Birgit Hebein bei ihrer Bewerbung als Spitzenkandidatin der Grünen für die kommende Wien-Wahl. Damit trat die 51-Jährige Gerüchten entgegen, wonach sie gedrängt worden sei, als Frau gegen zwei männliche Kandidaten für die Nachfolge von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in den Ring zu steigen.

Denn Selbstbestimmtheit gehört zu Hebeins Lebensprinzipien. Geboren in Villach als Tochter eines gelernten Maurers und einer Hausfrau entwickelte sie bald eine antifaschistische Haltung. Zwar habe die Kärntner Landjugend ihre Kindheit geprägt, aber auch Lieder, die sie auf Deutsch und Slowenisch trällern könne, erzählt sie. Die Kriegserzählungen des Großvaters prägten ihre politische Haltung, und bis heute singe sie antifaschistische Lieder mit Überzeugung, betont Hebein, die Mitglied im KZ-Verband ist.

Ausgebildete Sozialarbeiterin

Hebein zieht 1986 nach Wien, lässt sich zunächst als Sozialarbeiterin ausbilden und arbeitet von 1990 bis 1992 im Bahnhofsozialdienst der Caritas in Wien. Seit damals pflegt sie ein enges Netz mit Sozialorganisationen und anderen NGOs. Engagiert hat sie sich etwa bei der Arge Wehrdienstverweigerung.

Anfang der 1990er-Jahre kommt sie zur Friedensbewegung. Ohne zu studieren wird sie ab 1996 bei der Hochschülerschaft aktiv. 2003 tritt sie den Grünen in Rudolfsheim-Fünfhaus bei. Zwei Jahre später wird sie zur Bezirksrätin gewählt und wird Klubobfrau.

Seit 2010 Gemeinderätin

Seit 2010 ist sie im Wiener Gemeinderat bei den Grünen für die Bereiche Soziales und Sicherheit zuständig und war in dieser Funktion maßgeblich an den Verhandlungen zur Wiener Mindestsicherung beteiligt. Auch im internen Wettstreit setzt sie auf diese Themen. Im Zuge der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 steht Hebein am Wiener Westbahnhof an vorderster Front, verhandelt mit der ÖBB und den Behörden. Sie stehe immer auf der Seite jener Menschen, "die Politik brauchen".

Im innerparteilichen Spektrum bekennt sich die zweifache Mutter zum linken Fundi-Flügel. Das zeigt sie bei vielen Gelegenheiten in ihren Blogeinträgen. Dort kritisiert sie das Alkoholverbot auf dem Praterstern, nennt die "Aktion scharf" gegen Bettler zu Weihnachten ein Armutszeugnis oder bespricht als "Gedankenexperiment" die Auswirkungen einer Legalisierung von Cannabis. Schon jetzt beschäftigt sie sich mit traditioneller chinesischer Medizin (TCM). (Oona Kroisleitner, 4.9.2018)