Die Ereignisse in Chemnitz haben gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann." Dieser Satz der Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht spricht in Deutschland vielen aus der Seele, die angesichts des nach rechts driftenden Zeitgeistes ein mulmiges Gefühl im Bauch haben. All jenen will Wagenknecht mit ihrer am Dienstag vorgestellten Sammelbewegung "Aufstehen" auch politisch ein Angebot machen. Ziel sei es, eine sozial gerechtere Gesellschaft in Deutschland zu gestalten – um die dafür notwendige politische Mehrheit zu erreichen, sollten SPD, Linke und Grüne ihre Gegensätze überwinden und zusammenarbeiten.

Ja, die Lage in Deutschland schreit nach einem kraftvollen linken Gegennarrativ zu der vor allem von der AfD gelebten rechten Sündenbockpolitik, die die Gesellschaft vergiftet. Die SPD hält sich in der großen Koalition zurück, auch die Linkspartei kann man mittlerweile als staatstragend bezeichnen.

Ob Wagenknecht und ihr Ehemann Oskar Lafontaine mit ihrer Initiative allerdings authentische linke Konzepte für die gesellschaftlichen Krisen im Land bieten werden, ist fraglich. Wagenknecht hat sich den Ruf einer machtbewussten Spalterin erarbeitet. Und nicht selten klingt sie selbst wie eine AfD-Politikerin ("kulturelle Eigenständigkeit wahren", "Zuwanderung begrenzen"). Das Überwinden von Gegensätzen gehört nicht zu ihren Stärken. Näher liegt, dass sie das linke Parteispektrum zusätzlich spaltet. (Manuela Honsig-Erlenburg, 4.9.2018)