Wenn sich am Mittwochvormittg (Ortszeit) Twitterchef Jack Dorsey und Facebooks Co-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg in Anhörungen vor US-Abgeordneten erklären müssen, werden wieder einmal Fragen um die Macht der Beeinflussung sozialer Netzwerke, vor allem vor Wahlen, das Geschehen dominieren. Sogenannte Troll-Fabriken werden dabei ebenso diskutiert werden wie gezielte Desinformationskampagnen ausländischer Geheimdienste.

Eigentlich wurde auch der Chef von Googles Mutterfirma Alphabet, Larry Page, geladen. Der Konzern bot stattdessen an, Kent Walker (Vice President for Global Affairs) zu schicken. Dies lehnte das Komitee ab. Seitens Google gibt es daher nur ein schriftliches Statement, das von Walker verfasst wurde.

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Twitter-Chef Jack Dorsey muss sich der Anhörung im Kongress stellen.
Foto: AP / Richard Drew

Die vorbereiteten Statements von Dorsey und Sandberg sind unterdessen auch schon bekannt und beinhalten im Grunde genommen genau zwei Taktiken, die die US-Abgeordneten milde stimmen sollten. Einerseits sind sich sowohl Twitter als auch Facebook bewusst, dass es durchaus signifikante Mängel gibt, welche sie möglichst beheben müssen. Andererseits werden die Vertreter der sozialen Netzwerke darstellen, welche Schritte sie bereits gesetzt haben um der Lage Herr zu werden.

Tatsächlich haben die Unternehmen tausende Personen eingestellt um die Inhalte auf den Plattformen besser zu überwachen. Auch künstliche Intelligenz wird zusehends genutzt um Hass, Fake-News und Propaganda von den Seiten fernzuhalten beziehungsweise zu entfernen.

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Sheryl Sandberg muss nach Mark Zuckerberg im April bereits ein zweites Mal in diesem Jahr Facebook vor dem US-Kongress verteidigen.
Foto: AP / Alex Brandon

"Wir waren zu langsam bei der Erkennung solcher Dinge. Das geht auf unsere Kappe" heißt es etwa im Statement von Sandberg, das der New York Times vorliegt. Man werde aber stetig besser darin, "unsere Gegner aufzuspüren und zu bekämpfen, seien es Troll-Firmen mit finanziellen Motiven oder technisch hoch-versierte militärische Geheimdienstoperationen." Für Twitter-Chef Dorsey geht es vor allem darum das Vertrauen seiner Nutzer zurückzugewinnen, heißt es in seinem Statement.

Steigender Druck durch US-Präsident

Die Anhörung vor dem US-Senatsgeheimausschuss wird für beide Top-Unternehmer die erste dieser Art sein, wenngleich es bereits das dritte Mal innerhalb eines Jahres zu einer Anhörung von Technologieriesen in den USA kommt.

Erst im April musste sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg einer stundenlangen Anhörung stellen nachdem bekannt wurde, dass seine Firma Daten der Firma Cambridge Analytica zur Verfügung stellte. Dorsey wird sich am Nachmittag (Ortszeit) zudem vor dem Energie- und Handelskomitee verantworten.

Die Befragungen kommen in einer Zeit in der vor allem US-Präsident Donald Trump mit seinen Twitter-Eskapaden zusätzlichen Druck auf die Sozialen Medien ausübt. Trump beschuldigt Facebook, Twitter und Google liberal voreingenommen zu sein und konservative Stimmen vermehrt zum Schweigen bringen zu wollen.

Google weist jedoch alle Vorwürfe zurück, wonach das Unternehmen aktiv in die komplexen Algorithmen eingreife, um den Benutzern bestimmte Suchergebnisse anzuzeigen. In einer Erklärung hieß es: "Die Suche wird nicht benutzt, um eine politische Agenda festzulegen und wir beeinflussen unsere Suchergebnisse nicht basierend auf einer politischen Ideologie."

Angst vor erneuter Wahlbeeinflussung

Konservative Politiker der Republikanischen Partei werden dennoch versuchen Druck auszuüben und ihrem Präsidenten Rückendeckung zu leisten. Bei der Zuckerberg-Anhörung gelang dies nur mäßig. Oftmals wurde den Abgeordneten ein mangelndes Verständnis der modernen Technologien vorgeworfen, um tatsächlich knifflige Fragen zu stellen.

Besonders brisant macht die Anhörungen jedoch der nahende Wahltermin Anfang November, wenn sich Trump und die Republkanische Partei bei den Midterms einer Art Referendum über die bisherige Politik des 45. US-Präsidenten stellen müssen. Die Angst vor einer erneuten russischen Einmischung, wie schon bei den Präsidentschaftswahlen 2016, ist nicht wegzuleugnen. Erst kürzlich wurden wieder Einflussversuche durch den Iran und Russland bekannt.

Wie schon Zuckerberg, unterzogen sich auch Dorsey und Sandberg einem intensiven Training um vor den Ausschüssen zu bestehen und möglichst wenig preiszugeben. Auch deshalb haben bereits einige Abgeordnete angekündigt, auch andere Themen ansprechen zu wollen wie etwa Online-Privatsphäre oder mögliche Regulierungen.

Zeitplan

Um 15:30 MESZ treten Jack Dorsey und Sheryl Sandberg vor dem Intelligence Committee des Senats auf. Um 19:30 stellt sich Dorsey den Fragen der Abgeordneten im Energy and Commerce Committee des Kongresses. (red, 5.9.2018)