Storrs – Sein deutscher Name lässt zunächst einmal an einen Serienkiller denken – und tatsächlich ist der Louisianawürger (Lanius ludovicianus) für manche Tierarten kein angenehmer Zeitgenosse: Der nordamerikanische Singvogel pflegt größere Jagdopfer zu pfählen. Mit einen Durchschnittsgewicht von 50 Gramm – das ist kaum doppelt so viel wie ein Hausspatz – und seinem hübschen, grau-schwarz-weißen Gefieder fällt der Louisianawürger nicht auf den ersten Blick als entschlossener Raubvogel auf.

Schon frühere Beobachtungen haben gezeigt, dass der Louisianawürger (Lanius ludovicianus) seine Opfer mit einer Art "Todesbiss" am Hals packt.
Foto: cuatrok77, CC BY-SA 2.0

Sein Speiseplan ist dennoch vielfältig und vor allem proteinreich: Als Ansitzjäger stößt er von seinem erhöhten Ausguck auf Insekten, Eidechsen, Mäuse und auch andere Vögel herab. Lässt sich die Beute nicht so leicht überwältigen, sucht sich der Louisianawürger mitunter einen geeigneten Dorn oder spitzen Ast, um sie dort aufzuspießen. Die Gepfählten dienen dann auch als Fleischvorrat für die kommenden Tage.

Tod durch Schütteln

Aufgrund seiner geringen Größe tut sich der Louisianawürger naturgemäß mit einigen Beutetieren etwas schwerer. Dass der Würger im Unterschied zu den Greifvögeln keine langen Klauen besitzt, macht die Sache nicht einfacher. Wie es dem kleinen Jäger dennoch gelingt, Echsen, kleine Säuger und andere Opfer, die manchmal doppelt so groß sind wie er selbst, zu überwältigen, haben nun Forscher um Diego Sustaita von der University of Connecticut herausgefunden: Dabei kommen sein gekrümmter spitzer Schnabel, seine starke Kiefermuskulatur und eine ganz spezielle Technik zum Einsatz.

Video: Zeitlupenaufnahmen offenbaren die Tötungsmethode des Louisianawürgers.
Science Magazine

Was er damit anstellen kann, haben die Wissenschafter per Highspeed-Kamera beobachtet. Im Zoo von San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien filmten sie 37 Louisianawürger, wie sie sich größere Beutetiere schnappen und töteten. Die in den "Biology Letters" präsentierten Ergebnisse zeigten, dass der Singvogel Mäuse oder Eidechsen stets gezielt am Nacken packt, um sie dann mit hoher Geschwindigkeit heftig zu schütteln. Im Durchschnitt elfmal pro Sekunde beschreibt der Kopf des Vogels dabei eine Drehung von knapp 70 Grad.

Sechsfache Erdbeschleunigung

"Am Nacken der Beute wirken dadurch Kräfte von im Schnitt sechsfacher Erdbeschleunigung", berichten Sustaita und sein Team. "Das reicht aus, um tödliche Schäden an den Halswirbeln und dem Rückenmark zu verursachen." Derartige Beschleunigungen würden nach Ansicht der Wissenschafter sogar noch größere Beutetiere schwer verletzen. "Die auftretenden Kräfte sind etwa 20 Mal stärker als für das Reißen der Wirbelbänder bei einer Maus nötig wären", erklären die Forscher. Vermutlich würde daher auch eine Ratte durch die Schütteltechnik des Louisianawürgers schwere Halswirbelsäulenschäden davontragen. (tberg, 5.9.2018)