Messi lässt mit einer Entscheidung über seine Zukunft im argentinischen Team weiter auf sich warten.

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Buenos Aires/Belo Horizonte – Mehr als zwei Monate nach Argentiniens Aus bei der WM in Russland, und immer noch kein Sterbenswort vom Kapitän zum Totalschaden: Lionel Messi verschwand nach dem 3:4 im Achtelfinale gegen Frankreich schweigend, klammert auch nach der Rückkehr in den Fußball-Alltag das Thema Seleccion beharrlich aus. Wie am Montag in gut 18 Minuten Tischgespräch mit dem katalanischen Radiosender "Tot Costa".

Fakt ist: Der 31-Jährige fehlt dem zweimaligen Weltmeister am Samstag beim Neuanfang in Los Angeles gegen Guatemala sowie drei Tage später in East Rutherford/New Jersey gegen Kolumbien. Die Frage, die er nicht beantworten will: War es das gar in Himmelsblau und Weiß? Ein Abgang ohne großen Titel, auf den die Gauchos nun schon seit 25 Jahren – dem Triumph bei der Copa America 1993 – warten?

Der Superstar vom FC Barcelona, der es bei der Kür des weltbesten Kickers erstmals seit 2007 nicht unter die besten Drei geschafft hat, spielt auf Zeit. Schließlich hatte er bei der Copa America 2016 nach seinem dritten verlorenen Finale in Folge inklusive dem WM-Endspiel 2014 gegen Deutschland noch vorschnell den Rücktritt verkündet, sich dann aber noch einmal überreden lassen.

Nachfolger von Sampaoli weiter offen

Am Ende wurde es traumatisch, gar anarchisch. In Russland rebellierten die Spieler gegen Trainer Jorge Sampaoli, dieser ließ sich nach der WM trotz völlig fehlender Rückendeckung nur widerwillig und gegen gutes Geld vom Hof jagen. Und bei all dem Chaos fing sich Verbandspräsident Claudio Tapia auf der Suche nach einem Nachfolger reihenweise Körbe ein.

Also spielt auch der AFA-Boss nun auf Zeit, machte den unbeschriebenen U20-Auswahltrainer Lionel Scaloni bis Jahresende zum Interimscoach, stellte ihm in Pablo Aimar und Walter Samuel zwei leidlich erfolgreiche Ex-Nationalspieler zur Seite. "Davon zu träumen, im nächsten Jahr die Copa America zu gewinnen, ist äußerst schwierig", gesteht selbst Tapia unter diesen Umständen.

Kein Projekt, kein Messi. Auch kein Angel Di Maria, Sergio Agüero, Gonzalo Higuain, Nicolas Otamendi, die alle vorerst aussetzen. Zurückgetreten aus der "Goldenen Generationen" sind nach der WM aber nur Javier Mascherano und Lucas Biglia. Im neuen Kader sind gerade einmal sieben Spieler vom WM-Fiasko mit dem Stolperer gegen Island (1:1), der Blamage gegen Kroatien (0:3), dem Drama gegen Nigeria (2:1) und dem Aus gegen Frankreich (3:4) dabei. Die neuen Hoffnungsträger stürmen in Italien: Paulo Dybala – unter Sampaoli nur Edelreservist – bei Juventus Turin, Mauro Icardi und Jungstar Lautaro Martinez bei Inter Mailand.

Nach drei Trainer in den letzten vier Jahren (Sampaoli, Edgardo Bauza, Gerardo Martino) braucht das Team aber erst einmal wieder einen starken Mann auf der Bank. Vielleicht Jose Pekerman, der am Montag als Nationalcoach Kolumbiens exakt sieben Tage vor dem Länderspiel gegen sein Heimatland zurücktrat. Der 69-Jährige, argentinischer WM-Coach 2006 in Deutschland, ließ sich mit seiner Entscheidung viel Zeit nach der WM. Passt doch gut ins Bild, das Argentiniens Fußball derzeit abgibt. (SID, 5.9.2018)