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Colin Kaepernick kämpft nicht mehr auf dem Feld, sondern mit Nike gegen Rassismus.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/MATT WINKEL

In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es gar nicht wenige Menschen, die sich dabei filmen (lassen), wie sie Sportschuhe verbrennen, und Videos davon im Internet verbreiten. Unter Hashtags wie #JustBurnIt wird zu Protesten gegen Nike aufgerufen. Grund: Der Sportartikelhersteller hat Colin Kaepernick in den Mittelpunkt einer Kampagne gestellt.

Colin Kaepernick (30) war im American Football als Quarterback keine ganz große, aber eine ziemlich große Nummer. Er spielte sechs Jahre lang für die San Francisco 49ers, mit denen er in seiner zweiten Saison die Super Bowl erreichte, aber am 3. Februar 2013 mit 31:34 gegen die Baltimore Ravens verlor.

Sich entscheidend mit Ruhm zu bekleckern gelang ihm erst, als seine Karriere am zumindest vorläufigen Ausklingen war. Vor einem Trainingsspiel am 14. August 2016 hat Kaepernick erstmals gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Farbige in den USA protestiert. Später kniete er regelmäßig, während die Hymne erklang, und fand unzählige Nachahmer über die Grenzen des Footballs, über die Grenzen Amerikas hinaus.

Seine nun weltweite Bekanntheit hat Kaepernick zu einem guten Teil Donald Trump zu verdanken. Der Präsident ortete Respektlosigkeit gegenüber der Heimat, drohte der Football-Liga (NFL) und den Klubs, nannte protestierende Spieler "Hurensöhne" und Nikes Kampagne "eine furchtbare Botschaft".

Es verwundert kaum, dass sich für Kaepernick kein Verein mehr finden wollte. Er war als Sohn einer weißen 19-Jährigen und eines afroamerikanischen Vaters in Milwaukee zur Welt gekommen, der Vater hatte die Mutter noch vor der Geburt verlassen, sie gab Colin zur Adoption frei. Er wuchs beim weißen Ehepaar Kaepernick mit dessen zwei leiblichen Kindern in Kalifornien auf. Seit drei Jahren ist er mit der Radio- und TV-Präsentatorin Nessa Diab liiert. Er gründete eine Stiftung, die benachteiligten Kindern hilft, stellte so bereits eine Million US-Dollar auf.

"Ich kenne meine Rechte", steht auf dem T-Shirt, das Kaepernick gerne trägt. In einem Rechtsstreit mit der NFL, der er systematische Ausgrenzung vorwirft, errang er kürzlich einen Etappensieg – ein NFL-Antrag auf ein Schnellverfahren wurde abgelehnt. Die Nike-Aktie ist wegen der Kaepernick-Kampagne anfänglich leicht gefallen, aber das wird schon wieder. Mit ein paar verbrannten Schuhen kann man leben, die verbrannte Erde hinterlassen andere. (Fritz Neumann, 5.9.2018)