Einige Regierungsmitarbeiter versuchen die Politik von Donald Trump zu vereiteln, schreibt ein anonymer Mitarbeiter in der "New York Times".

Foto: APA/AFP/NICHOLAS KAMM

Washington / New York – Innerhalb der US-Regierung gibt es laut dem Bericht eines anonymen hochrangigen Regierungsmitarbeiters in der "New York Times" ("NYT") aktiven Widerstand gegen Präsident Donald Trump. Die Zeitung veröffentlichte am Mittwoch in einem seltenen Schritt einen anonymen Gastbeitrag mit dem Titel "Ich bin Teil des Widerstands innerhalb der Trump-Regierung".

Dem Beitrag zufolge versuchen mehrere Mitarbeiter des Präsidenten Teile seiner Agenda zu blockieren, um das Land zu schützen. Trump handle "weiterhin in einer Art und Weise, die der Gesundheit der Republik schadet", hieß es. "Viele hochrangige Mitarbeiter in seiner eigenen Regierung arbeiten von innen heraus unablässig daran, Teile seines Programms und seiner schlimmsten Neigungen zu verhindern. (...) Ich bin einer von ihnen."

"Erwachsene im Raum"

"Es mag in dieser chaotischen Zeit vielleicht nur ein schwacher Trost sein, aber die Amerikaner sollen wissen, dass Erwachsene im Raum sind. Wir erkennen in vollem Umfang, was passiert. Und wir versuchen, das Richtige zu tun, selbst wenn Donald Trump es nicht tut." Daraus resultiere eine zweigleisige Präsidentschaft, bei der die Verwaltung anders als Trump handle.

Die "New York Times" berichtete, ihr sei der Name des Autors bekannt. Seine Anonymität werde auf seine Bitte hin gewahrt, weil sein Job sonst in Gefahr sei. "Wir glauben, dass die anonyme Veröffentlichung dieses Essays die einzige Möglichkeit ist, unseren Lesern eine wichtige Sichtweise zu übermitteln."

Enthüllungen in Woodward-Buch

Erst am Dienstag hatte das neue Buch von Watergate-Enthüller und Pulitzerpreisträger Bob Woodward das Weiße Haus in Unruhe versetzt. In Veröffentlichungen erster Auszüge des Enthüllungswerks, das am kommenden Dienstag erscheint, zitiert Woodward Mitarbeiter Trumps mit kritischen bis schmähenden Äußerungen über den Präsidenten.

Darin schreibt der Journalist ebenfalls davon, dass ein Großteil der Trump-Mitarbeiter damit beschäftigt sei, den Präsidenten davon abzuhalten, das Welthandelssystem zu zerstören, die nationale Sicherheit zu untergraben und Kriege anzuzetteln. Trump nannte das Buch eine "erfundene Geschichte".

Der anonyme Gastbeitrag in der "New York Times" deutet jedoch an, dass der Widerstand im Weißen Haus noch deutlich stärker ist als von Woodward beschrieben. "Wir werden tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken, bis es – auf die eine oder andere Art und Weise – vorbei ist", heißt es darin.

Kein Demokrat

Der Autor betont, er oder sie fühle sich der Politik der Republikaner weiterhin verpflichtet und stehe nicht aufseiten der Demokraten. "Wir wollen, dass die Regierung erfolgreich ist, und glauben, dass viele ihrer Strategien Amerika schon jetzt sicherer und wohlhabender gemacht haben. Aber wir glauben, dass unsere erste Pflicht diesem Land gilt, und der Präsident fährt fort, in einer Art zu handeln, die dem Wohlergehen unserer Republik abträglich ist." Der Autor urteilt: "Die Wurzel des Problems ist die Amoralität des Präsidenten."

Derzeit wird darüber spekuliert, wer hinter dem Beitrag stecken könnte. Im Text taucht der eher selten genutzte Begriff "lodestar" (Leitstern) auf, der aber hin und wieder von Vizepräsident Mike Pence gebraucht wird.

Trump ortet Verrat

Trump sprach von "Verrat" und wies den Gastbeitrag als "anonym, das heißt feige" zurück. "Existiert der sogenannte 'hochrangige Regierungsbeamte' wirklich, oder ist es nur die angeschlagene 'New York Times' mit einer weiteren erfundenen Quelle?", schrieb der US-Präsident am Mittwoch auf Twitter. "Wenn die feige anonyme Person wirklich existiert, muss die 'Times' ihn oder sie zum Zweck der nationalen Sicherheit sofort an die Regierung ausliefern!"

Seine Sprecherin Sarah Sanders nannte den Beitrag "erbärmlich, unverantwortlich und selbstsüchtig" und forderte die "New York Times" dazu auf, sich zu entschuldigen. Der Autor hintergehe den gewählten Präsidenten, statt ihn zu unterstützen, kritisierte Sanders. "Dieser Feigling sollte das Richtige tun und zurücktreten."

Am Donnerstag äußerte sich Trump nicht erneut zu der Causa, sondern freute sich lieber über Unterstützung von anderer Seite: "Kim Jong-un von Nordkorea verkündet 'unerschütterliches Vertrauen in Präsident Trump'. Danke, Vorsitzender Kim!", schrieb er auf Twitter.

(APA, red, 6.9.2018)