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Die billigsten Smartphones am indischen Markt kosten weniger als vier Euro.

Foto: REUTERS / RUPAK DE CHOWDHURI

In der indischen Politik haben Wahlkampfzuckerl eine große Tradition. Im Gegensatz zu den bei uns üblichen Kugelschreibern, Feuerzeugen und Gummibärchen müssen die Politiker vom bevölkerungsreichen Sub-Kontinent aber schon tiefer in die Tasche greifen, um Menschen von ihrer Wahl zu "überzeugen", sofern sie dies nicht mit politischen Agenden schaffen. Bargeld, subventionierte Nahrungsmittel, Nutzvieh oder kleine Mengen an Gold wurden in den letzten Jahren aber zusehends von elektronischem Zubehör abgelöst.

Vasundhara Raje greift tief in die Tasche, um ihre Wiederwahl zu garantieren.
Foto: Himanshu Vyas / imago / Hundistan Times

Die Chief Ministerin des nordwestlichen Bundesstaates Rajasthan, Vasundhara Raje, legt im Bestreben um ihre Wiederwahl nun jedoch noch einmal eine ordentliche Schaufel drauf. Sie will insgesamt rund zehn Millionen potentiellen Wählern ein neues Smartphone beschaffen. Ihr Plan sieht vor, dass Wähler einen Zuschuss in der Höhe von rund 1.000 Rupien (ca. 12 Euro) erhalten, um sich damit ein subventioniertes Smartphone bei einem Telekom-Anbieter zu holen, mit dem die Politikerin vorab einen Vertrag aushandelte. Das Gesamtvolumen der Wahlkampfzuckerln würde insgesamt damit rund zehn Milliarden Rupien (119 Millionen Euro) betragen.

TV-Geräte und Laptops

Bereits im vergangenen Jahr hatte die sozialistische Samajwadi Partei im Kampf um Wählerstimmen im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh zahlreiche Gratis-Laptops an Studenten ausgegeben. Die rechtskonservative, hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party (BJP), die derzeit größte Partei des Landes, hatte damals ebenfalls mit kostenlosen Computern gekontert und zusätzlich noch einen Gigabyte Datenvolumen drauf gepackt.

Die Laptops wurden aber massenweise wieder von den Studenten zurückgegeben, weil die nicht austauschbare Standardwallpaper das Symbol der Vorgängerregierung zierte. Im südlichen Bundesstaat Tamilnadu gaben 2016 die rivalisierenden Parteien Fernsehgeräte an ihre Wählerschaft aus, bedachten dabei aber scheinbar nicht, dass viele Dörfer in diesem Bundesstaat nicht einmal über eine permanente Stromversorgung verfügen.

Grundsätzlich verboten

Indiens Wahlkommission missbilligt diese Praktiken eigentlich als Korruption und erlaubt weder Geldgeschenke, noch das Verschenken von Smartphones oder Laptops. Im vergangenen Jahr beschlagnahmte sie auch tatsächlich TV-Geräte, Mobiltelefone und Klimaanlagen im Wert von rund fünf Millionen Rupien (60.000 Euro) in Goa. Unklar ist wie sie mit den aktuellen Zuschüssen für subventionierte Smartphones umgehen wird. Ebenfalls spannend zu beobachten sein wird, was sich die Parteien für die nationalen Wahlen im nächsten Jahr an Wahlkampfzuckerln überlegen werden. Immerhin gilt es die technikaffinen Millenials zum Wählen zu motivieren. (red, 6.9.2018)