Kein Spaziergang im Park, aber auch kein Weltuntergang, zitierte der TV-Sender Sky jüngst die britische Premierministerin Theresa May im Hinblick auf einen ungeordneten Austritt aus der Europäischen Union. Eine Sichtweise, die auch Protagonisten des Kunstmarktbetriebes teilen. Die Branche ist ein durchaus anerkannter Arbeitgeber: mit 41.7000 Jobs sowie weiteren 94.710 aus zugehörigen Dienstleistungssegmenten. Im Jahr 2016 warf dieser Wirtschaftszweig Steuern im Umfang von 1,46 Milliarden Pfund ab.

Die im Vorjahr 2017 verzeichneten Umsätze lagen bei etwa 2,2 Milliarden Pfund (plus 21,3 Prozent gegenüber 2016). Eine im April 2018 veröffentlichte Zoll bilanz wies indes einen deutlichen Rückgang an Kunstimporten aus. Dieser sei dem bevorstehenden Brexit und dem Werteabfall des Pfunds geschuldet, waren sich Kommentatoren einig. Dass im selben Zeitraum die Exporte nach China um satte 350 Prozent stiegen, sei erwähnt.

Führend in Europa

Etwaige Auswirkungen des Brexits? In einer im Dezember 2017 von der Regierung veröffentlichten Analyse blieb dieser Wirtschaftszweig nahezu unberücksichtigt. Man verlässt sich weitestgehend auf den Status als führender Kunsthandelsplatz in Europa und wichtigster Wettbewerber ge genüber der Kunstmetropole New York. Zeitgleich übt man sich in Zweckoptimismus und ortet gar den einen oder anderen BrexitVorteil.

Zur Diskussion steht auch die Brüsseler Regulierungswut. Konkret geht es um die Einfuhrumsatzsteuer und das Folgerecht, erklärt Dirk Boll, Christie’s-Präsident für Europa. Erstere will man loswerden, und die Folgerechtsabgabe soll, geht es nach dem Interessenverband British Art Market Federation, künftig nur noch für Werke lebender Künstler anfallen. Für das Segment der Moderne hätte Resteuropa fortan einen klaren Wettbewerbsnachteil.

Eine für multinationale Unternehmen wichtige Frage bleibt laut Boll jene zum Thema Arbeitserlaubnis. Bislang gehörte das Rotationsprinzip auch in der Auktionsbranche zur Karriereplanung. Das könnte sich ändern, würde die kolportierte Abgabe für EU-Ausländer umgesetzt. (Olga Kronsteiner, 7.9.2018)