Besser geht es kaum: Weltmeister Frankreich eröffnet die Nations League gegen Deutschland.

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München/Paris – Sie lachen viel, sind eine verschworene Gemeinschaft und zeigen trotzdem Respekt vor dem Gegner: Frankreichs Weltmeister gehen mit großem Selbstvertrauen in das Nations-League-Duell mit Deutschland am Donnerstag in München (20.45 Uhr, ZDF) und verkörpern genau die Tugenden, die dem bei der WM in der Vorrunde gescheiterten DFB-Team abhandengekommen sind.

"Es wird Zeit, dass wir uns von den Franzosen eine Menge abschauen", sagte Ex-Teamspieler Per Mertesacker der "Sport Bild". Vor der WM habe er gedacht, "die treffen sich vornehmlich zur Modenschau mit viel Bling-Bling". Doch das Turnier in Russland habe ihn zum Umdenken gezwungen: "Sie haben es geschafft, von dieser Egoschiene herunterzukommen."

"Immer noch viele Weltmeister"

Ein Erfolgsrezept dürfte sein, dass Didier Deschamps – anders als sein deutscher Kollege Jogi Löw – nicht müde wird, vor Überheblichkeit zu warnen. "Die Motivation muss bei uns da sein", forderte er auch vor dem Auftakt in der Nations League, "das Stadion ist voll, und es ist immer noch Deutschland."

Auch die Spieler sprechen in den höchsten Tönen von der Mannschaft, die sie vor knapp zwei Monaten als Weltmeister abgelöst haben. "Deutschland bleibt Deutschland, egal was bei der WM passiert ist. Sie haben eine großartige Mannschaft", sagte Verteidiger Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart zu Sky Sport News.

Deutschland habe einen sehr guten Mix aus erfahrenen Spielern wie Toni Kroos und hungrigen Jungprofis wie Leroy Sane, so Pavard. "Leroy Sane kennen wir alle, er ist nicht erst seit gestern gut. Es hat uns in der Mannschaft übrigens sehr überrascht, dass er nicht bei der WM dabei war."

Sammers Kritik an Frankreich

Auch Paul Pogba lobte den Gegner. "Sie haben tolle Spieler, immer noch viele Weltmeister", meinte der Mittelfeldstar von Manchester United, der beim 4:2 im WM-Finale gegen Kroatien einen Treffer beisteuerte. "Ich möchte gegen Deutschland zeigen, dass wir die Besten auf der Welt sind."

Deschamps ordnet dem Erfolg wieder alles unter. Gegen Deutschland bietet er alle Weltmeister auf, die ihm zur Verfügung stehen. Nur die Torhüter Hugo Lloris (Tottenham) und Steve Mandanda (Marseille) fehlen verletzt. Dafür gibt Alphonse Areola (Paris St. Germain) sein Debüt im Nationalteam.

Von Beginn an dabei ist wohl auch Kylian Mbappe. Der 19 Jahre alte Superstar von PSG schoss am Wochenende beim 4:2 gegen Olympique Nimes ein Tor, sah aber in der Nachspielzeit Rot. "Er muss noch lernen, sich besser zu kontrollieren. Er ist ein Weltmeister", mahnte Deschamps.

Während Einstellung und Geschlossenheit des Weltmeisters weitgehend beeindrucken, will sich Eurosport-Experte Matthias Sammer nicht dem allgemeinen Lob anschließen. Der Europameister von 1996 vermisst bei Frankreich den besonderen Glanz im Spiel. Deschamps habe bei der WM eine Mannschaft präsentiert, die äußerst kompakt auftrat und eine individuelle Stärke hatte, "aber Neuerungen oder etwas Besonderes konnte ich bei diesem Stil nicht erkennen". (sid, 6.9.2018)