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Allison Janney als Mom in "Mom" – früher verantwortungslos, heute reuig und promiskuitiv wie eh und je.

Foto: AP/Sonja Flemming

Wiederholung hat durchaus ihren Reiz. Wer sich angesichts des ausufernden Serienangebots bei Netflix und Co überfordert fühlt, findet im deutschsprachigen Fernsehprogramm Altvertrautes: Egal zu welcher Tageszeit, auf irgendeinem Sender wird mit Sicherheit gerade eine Folge massentauglicher Hitproduktionen wie "The Big Bang Theory" oder "Malcolm in the Middle" ausgestrahlt. Manchmal versteckt sich jedoch selbst im Nachtprogramm von Pro 7 eine wahre Sitcomperle: "Mom" läuft dort seit 2014 in der deutschsprachigen Synchronfassung und hat außerhalb der USA noch wenig Beachtung bekommen. Dabei überzeugt die Serie von Erfolgsproduzent Chuck Lorre ("Cybill", "Roseanne", "Two and a Half Men") gleich in mehrfacher Hinsicht – insbesondere durch gelungenes Casting.

Frauenbande

In den Hauptrollen sind es die bisher eher unauffällige Anna Faris sowie Allison Janney, die sowohl im ernsten Fach als auch in Komödien glänzt und dafür bereits sieben Emmys, einen Golden Globe Award und einen Oscar einheimsen konnte. In "Mom" tritt Janney als verantwortungslose, aber reuige Mutter auf: Bonnie Plunkett blickt auf eine lange Suchtkarriere zurück, die das Verhältnis zu Tochter Christy nachhaltig zerstört hat.

Nach vielen Jahren Funkstille treffen die beiden bei einer Sitzung der Anonymen AlkoholikerInnen aufeinander und müssen feststellen, dass sich die Familiengeschichte der Plunketts wiederholt: Christy jobbt als Kellnerin und hat mit Rückfällen in die Alkohol- und Spielsucht zu kämpfen, ihre eigene Tochter erwartet wie sie selbst im Teenageralter ein Kind. Bonnie, einst verantwortungslos und stets auf das eigene Vergnügen bedacht, hat sich fest vorgenommen, den Weg zurück in das Leben ihrer Tochter zu finden. Trocken, geläutert, aber immer noch krankhaft zynisch und permanent auf der Suche nach dem nächsten (sexuellen) Abenteuer, macht sie sich daran, die Beziehung zu kitten, und sorgt für reichlich Fremdscham bei Tochter Christy.

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Mit derben Pointen sparen die SerienmacherInnen dabei nicht, dank Janneys Klasse fallen diese aber niemals platt aus (unbedingt im Originalton anschauen!). Bonnie Plunkett darf hemmungslos, eigennützig und sogar eine schlechte Mutter sein, ohne in das eindimensionale Schema der bösen (promiskuitiven) Frau gepresst zu werden. "Mom" bietet trotz Sitcomkonzepts vielmehr Raum für komplexe Charaktere und auch ernste Themen – nicht zuletzt aber Pointen, die ansonsten nur (Serien-)Männern zugestanden werden. Witze über Pilzinfektionen oder Libido in den Wechseljahren: Schamloser Humor wird in "Mom" zur Frauensache. (Brigitte Theißl, 7.9.2018)