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Paraguays neuer Präsident Mario Abdo Benítez stellt die diplomatische Ordnung wieder her und holt die Botschaft zurück nach Tel Aviv.

Foto: Reuters / Jorge Adorno

Für die Angestellten der Botschaft von Paraguay in Jerusalem heißt es wieder Kisten packen: Keine vier Monate nach dem Umzug von Tel Aviv nach Jerusalem ordnete der neue Präsident Mario Abdo Benítez am Mittwoch die Rückkehr der Diplomaten nach Tel Aviv an. Benítez, der seit vergangenem Monat im Amt ist, macht damit die Entscheidung seines Vorgängers Horacio Cartes rückgängig.

Jerusalem sei eine der komplexesten Komponenten des israelisch-palästinensischen Konflikts und müsse in Verhandlungen angegangen werden, erklärte das Außenministerium. "Paraguay möchte zu einer Intensivierung der regionalen diplomatischen Bemühungen beitragen, um einen umfassenden, fairen und anhaltenden Frieden im Nahen Osten zu erreichen", erklärte Außenminister Luis Alberto Castiglioni.

Israelis Premier und Außenminister Benjamin Netanjahu reagierte prompt: Er veranlasste, die israelische Botschaft in Paraguay komplett zu schließen. In einer Stellungnahme des israelischen Außenministeriums heißt es, Israel betrachte die Entscheidung als sehr schwerwiegend, sie werfe einen Schatten über die Beziehungen beider Länder.

Rückschlag für Netanjahu

Für Netanjahu ist die Entscheidung Paraguays auch ein persönlicher Rückschlag: Bei der Eröffnung der Botschaft in Jerusalem Ende Mai sprach er noch davon, keine besseren Freunde zu haben. Seit Monaten ist er bemüht, weitere Länder vom Umzug nach Jerusalem zu überzeugen. Tatsächlich vermuteten Beobachter, der Umzug der US-Botschaft könnte einen Dominoeffekt auslösen. Doch zunächst folgten nur Guatemala – und eben Paraguay.

Problematisch an den Umzügen nach Jerusalem ist, dass der Status der Stadt nicht geklärt ist. Zwar eroberte Israel im Zuge des Sechstagekrieges 1967 den Ostteil und beansprucht seither ganz Jerusalem als Hauptstadt. Doch die Palästinenser wollen zumindest Ostjerusalem als Hauptstadt ihres künftigen Palästinenserstaates.

Medienberichten zufolge sind die Palästinenser die Strippenzieher hinter der Entscheidung: Der palästinensische Außenminister Riyad al-Maliki war vor zwei Wochen in Asunción, um die neue Regierung von einem Umzug zu überzeugen. Nun ist die Freude auf palästinensischer Seite groß: Der Schritt entspreche internationalem Recht und UN-Resolutionen und "stellt einen positiven Beitrag dar, um einen gerechten Frieden zu erreichen", erklärte Hanan Ashrawi, ehemalige Ministerin, Unterhändlerin und Mitglied der PLO-Führungsebene. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 7.9.2018)