Großbritannien ist wahrscheinlich das am meisten videoüberwachte Land Europas. Auf elf Einwohner des Vereinigten Königreichs kommt eine Überwachungskamera.

Das bildet den Hintergrund, vor dem die britischen Behörden in der Lage waren, zwei Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes GRU zu identifizieren, die den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter in England mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet haben – ein britisches Ehepaar vergiftete sich über das weggeworfene Parfumfläschchen mit dem Gift.

Seit März haben britische Spezialisten Tonnen und Abertonnen von Videomaterial gescannt. Von Flughäfen, Bahnhöfen, Straßen, Restaurants etc. So wurden immer noch riesige Mengen an "Verdächtigen" herausgefiltert.

Dann kam der "menschliche Faktor" ins Spiel. Es gibt Personen, die in der Lage sind, sich unbegrenzt Gesichter zu merken, sogenannte super recognizer. Sie erkannten Personen, die in der Nähe des Tatorts in Salisbury mehrfach in Videobildern auftauchten. Das wurde anschließend mit den Passdaten russischer Reisender abgeglichen. Und bingo!

Zwei Erkenntnisse: Putins militärischer Geheimdienst mordet im Ausland. Und: "In diesem Land (Großbritannien, Anm.) ist es beinahe unmöglich, sich zu verstecken", wie der ehemalige Chef des britischen elektronischen Geheimdienstes sagte. Nur in diesem Land? (Hans Rauscher, 6.9.2018)