In Österreich ist mehr als ein Drittel der Schüler zwischen 13 und 15 von Mobbing betroffen – weltweit sind es in dieser Altersgruppe 150 Millionen Kinder.

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Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren weltweit berichtet von Gewalt unter Gleichaltrigen in der Schule. Auch in Österreich ist mehr als ein Drittel der Schüler von Mobbing betroffen. Und etwa 31 Prozent waren im vergangenen Jahr in einen gewaltsamen Konflikt involviert.

Diese alarmierenden Zahlen liefert ein neuer Bericht, der am Donnerstag vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) veröffentlicht wurde. Die Gewalterfahrungen betreffen demnach insgesamt 150 Millionen Kinder dieser Altersgruppe. Gewalt unter Gleichaltrigen in der Schule gehört laut diesen Zahlen zum Alltag junger Menschen auf der ganzen Welt. Die Schätzungen basieren auf Daten der Global School-based Student Health Surveys (GSHS) und von Health Behaviour in School-aged Children (HBSC), die zwischen 2003 und 2015 erhoben wurden.

Die Herkunft ist laut Unicef nicht ausschließlich der entscheidende Punkt, ob es zu Gewalterfahrungen kommt. Gewalt beeinflusse das Lernen und Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler in reichen und armen Ländern gleichermaßen. Drei von zehn Jugendlichen in 39 Industrieländern geben zu, selbst Gleichaltrige zu mobben.

Schulen von Krieg betroffen

Dennoch können externe Gewaltfaktoren hinzukommen, für die keine Mitschüler verantwortlich sind. Fast 720 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter leben in Ländern, in denen körperliche Bestrafung in der Schule nicht vollständig verboten ist. Im Jahr 2017 kam es außerdem zu 396 dokumentierten und verifizierten Angriffen auf Schulen in der Demokratischen Republik Kongo, zu 26 Angriffen auf Schulen im Südsudan, zu 67 Angriffen in Syrien und 20 Angriffen im Jemen.

Unterschiede in der Gewalterfahrung lassen sich je nach Geschlecht erkennen: Während Mädchen und Buben gleichermaßen von Mobbing bedroht sind, werden Mädchen eher Opfer psychologischer Formen und Buben mehr von körperlicher Gewalt und Drohungen.

"Bildung ist der Schlüssel zum Aufbau friedlicher Gesellschaften, und doch ist die Schule selbst für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt kein sicherer Ort", sagt Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Jeden Tag seien Schüler Gefahren ausgesetzt, betont sie. Dabei handle es sich um gewaltsame Konflikte, den Druck, sich Banden anzuschließen, Mobbing, gewalttätige Disziplinierung und sexuelle Belästigung.

Waffen und Onlinemobbing

Zudem wird im Bericht hervorgehoben, dass Waffengewalt an Schulen weiterhin Menschenleben fordert und dass in einer zunehmend digitalen Welt gewalttätige, verletzende und demütigende Inhalte mit nur einem Tastendruck verbreitet werden.

Kurzfristig wirke sich die Gewalterfahrung negativ auf das Lernverhalten aus, sagt Fore. Langfristig könne sie zu Depressionen, Angstzuständen und sogar zu Suizid führen. "Gewalt ist eine unvergessliche Lektion, die kein Kind lernen darf", betont Fore.

Um Gewalt an Schulen ein Ende zu setzen, fordern Unicef-Mitarbeiter daher einen Punktekatalog, der "dringend umgesetzt werden muss", heißt es im Bericht. Dazu gehören etwa Richtlinien und Gesetze zum Schutz von Schülern in allen Ländern. Oder die Stärkung der Präventionsmaßnahmen in den Schulen. Aber auch gezieltere Investitionen in bewährte Lösungen werden gefordert, damit schulische Einrichtungen sichere Orte bleiben oder werden. Nicht zuletzt sind für effektivere Maßnahmen auch bessere und segmentierte Daten über Gewalt gegen Kinder in Schulen notwendig. Bei der Dokumentation und Erhebung gebe es weltweit Nachholbedarf.

Der Report wurde im Rahmen der globalen Unicef-Kampagne #EndViolence veröffentlicht. (july, 6.9.2018)