Jakutsk – Vor rund zwei Wochen sorgte der Fund eines außerordentlich gut erhaltenen Fohlens im sibirischen Permafrost für Aufregung. Das Pferdejungtier stammt aus dem 100 Meter tiefen Batagaika-Krater in Jakutien, auch bekannt als "Maul der Hölle", und starb nach ersten Erkenntnissen vermutlich vor rund 40.000 Jahren in einem Alter von zwei Monaten. Das Tier zählte zu einer Pferdeart, Equus lenensis, die schon vor Jahrtausenden ausgestorben ist. Das und der hervorragende Erhaltungszustand des einmaligen Fossils haben inzwischen auch Klonforscher auf den Plan gerufen.

Ein Team aus Russland und Südkorea hat nun nämlich verkündet, das Fohlen alsbald klonen zu wollen. Vermutlich ist bei dieser Nachricht zunächst Skepsis angebracht – immerhin ist eine Schlüsselfigur in diesem Projekt kein unbeschriebenes Blatt, was die Einhaltung wissenschaftlicher Sorgfalt betrifft: Woo Suk Hwang war bis 2005 Professor an der Nationaluniversität Seoul, ehe er wegen groß angelegter Datenfälschungen zurücktreten musste.

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Russische Wissenschafter untersuchen den Fohlenfund aus Nordostsibirien.
Foto: AP/Michil Yakoklev/North-Eastern Federal University

Gefallener Stammzellenpionier

"Wir werden versuchen, aus entnommenen Gewebeproben Kulturen anzulegen. Sollten uns das bei diesem uralten Pferd gelingen, könnten unsere Methoden auch auf andere Klonprojekte angewendet werden," erklärte Hwang in dieser Woche gegenüber der "Siberian Times". Obwohl der Wissenschafter einst als Pionier der Stammzellenforschung gefeiert wurde, ist er heute viel bekannter für einen der größten Fälschungsskandale der modernen Forschungsgeschichte. Dem Klonen ist der gefallene Genetikstar dennoch treu belieben: In den vergangenen Jahren widmete er sich dem Kopieren von Haustieren für trauernde Besitzer und der Rettung vom Aussterben bedrohter Tierarten.

Nun hat Hwang gemeinsam mit Semyon Grigoriew vom Jakutischen Mammutmuseum das jüngst entdeckte prähistorische Fohlen im Visier. Laut ihren Angaben wollen die Forscher ein modernes Pferd als Ersatzmutter für die künftig geklonten Equus-lenensis-Embryonen einsetzen. "Dafür bräuchten wir im Grunde nur eine einzige rekonstruierte Zelle," so Hwang. Diese eine Zelle mit uraltem Erbgut zu gewinnen, das ist jedoch die große Schwierigkeit; etwas Vergleichbares sei bisher noch nie gelungen, erklärten die Wissenschafter. Machbar könnte es aber durchaus sein, wie seine Arbeit mit eingefrorenen Haustieren belegen, meint Hwang.

Die Forscher hoffen darauf, aus dem gut erhaltenen Muskelgewebe intakte Zellen zu gewinnen.
Foto: Michil Yakoklev/North-Eastern Federal University

Hightech-Labor zur Klonung von Mammut und Co

Das russisch-südkoreanische Team will sich damit allerdings nicht zufrieden geben: Beim Eastern Economic Forum Mitte September will die Rektorin der staatlichen Universität von Jakutsk, Evgenia Mikhailova, die Gründung eines neuen Forschungsinstituts in Jakutien vorstellen. Die Hauptaufgabe der dortigen Wissenschafter wird es sein, ausgestorbene Arten, darunter vielleicht auch Mammuts und Wollnashörner, auf Grundlage von Fossilien aus dem Permafrost wieder auferstehen zu lassen – natürlich unter der tatkräftigen Unterstützung von Woo Suk Hwang. Präsident Putin selbst habe vor kurzem vor Ort bereits die Unterstützung seiner Regierung zugesagt, heißt es. (tberg, 9.9.2018)