Wenn die Hotelzimmer schrumpfen, dann verlegen sich Arbeitstätigkeiten der Reisenden in die Hotellobby – fast wie in einem Coworkingbereich.

Foto: Motel One

Wer eine Städtereise plant und komfortabel wohnen, sich dafür aber finanziell nicht allzu sehr verausgaben will, wird früher oder später bei einem Budget-Hotel landen. Das sind Hotels, die auf unnötigen Schnickschnack verzichten – und ihren Gästen dadurch günstigere Zimmerpreise anbieten können als die Konkurrenz.

Ein Hotelrestaurant sucht man in einem solchen Budget-Hotel daher beispielsweise vergeblich. Auch beim Personal wird ordentlich eingespart. In manchen Häusern checken sich die Gäste gleich selbst ein, weil es keine Rezeptionisten mehr gibt. Wer bei Budget-Hotels aber an fleckige Teppichböden und Bettwanzenburgen denkt, irrt.

Denn Hotelketten wie Motel One – derzeit betreibt die deutsche Hotelkette 65 Hotels in neun Ländern – oder die pinken Moxy-Hotels der Marriott-Gruppe – ein solches befindet sich am Wiener Flughafen – bieten hippes Design. Dafür wird an den Zimmergrößen geschraubt.

Schminkspiegel und Safe

Ein Zimmer im Motel One ist zum Beispiel nur schlanke 16 m² groß, berichtet Dieter Müller, CEO von Motel One, im Gespräch mit dem Standard: "Aber da bringen wir vom Schminkspiegel bis zum Safe und Haarföhn alles unter." Und die Ausstattung der Bäder – das sei den Kunden wichtig – müsse hochwertig sein, auch wenn das Bad klein ausfällt.

Verzichtet wird in vielen Fällen auf Kleiderschränke und Schreibtische. Denn immer mehr Reisende gehen lieber in die Lobby, anstatt vom Hotelzimmer aus zu arbeiten. "Unsere Lobbys sind großzügig angelegt, dort gibt es eine ganz andere Atmosphäre als im Zimmer und zudem Workbenches", sagt Müller.

Auch Patrick Adamle vom Hotelberatungsunternehmen MRP beobachtet eine zunehmende Verlagerung diverser Tätigkeiten auf die Allgemeinflächen der Hotels. "Das hat einen starken Lifestylefaktor", sagt er. In manchen Hotels gibt es in den Lobbys praktischerweise bereits USB-Anschlüsse und Lounges für Meetings.

Das Hotelsegment Budget-Hotel differenziert sich laut Adamle immer weiter aus: "Es gibt nicht mehr nur einen Typ dieser Hotels." Die ganz preisgünstigen Produkte setzen auf billigste Bauweise und verzichten sogar auf eine Klimaanlage. Diese Hotels befinden sich beispielsweise in Bahnhofsnähe oder an einer Autobahn. "Und solche Projekte funktionieren nicht nur in größeren Städten, sondern auch in B- oder C-Städten", sagt Adamle.

Große Pläne

Motel One ist mit seiner Designvariante zunehmend abseits der Hotspots Wien und Salzburg unterwegs: In Linz wird an einem Hotel gebaut, in Innsbruck und Graz befinden sich Häuser in Planung. Aber auch den Wiener Hotelmarkt sieht CEO Dieter Müller positiv: "Zusätzliches Angebot wurde in den letzten Jahren immer absorbiert", sagt er. Sollte es so positiv weitergehen, dann sei auch in Wien noch ein weiteres Motel One – derzeit gibt es vier davon – denkbar.

Wichtig sei, so wie in jeder Stadt, dass ein innerstädtischer, möglichst zentraler oder strategischer Standort gefunden wird. "Es muss sich im Marktumfeld immer rechnen mit unseren Preisen", sagt Müller. Auch Hotelexperte Patrick Adamle sieht in Wien noch Potenzial für weitere Budget-Hotels.Bei Motel One behält man auch weitaus entfernter liegende Märkte im Auge: Den Schritt nach Asien oder New York fände Müller spannend, "aber das hat für uns noch keine Priorität". Derzeit laufe noch die Expansion in europäische Metropolen. Unlängst wurde das erste Haus in Paris eröffnet. (zof, 11.9.2018)