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Die hohe Gewichtung einzelner Riesenkonzerne wie Apple kann die Performance von Indizes wie dem S&P 500 verzerren.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Aktienindizes werden für Anleger immer bedeutsamer. Durch den Siegeszug von börsennotierten Fonds (ETFs) haben sich die Kursbarometer vom Abbild des Gesamtmarkts zum Basisinvestment entwickelt, mit dem auch Privatanleger kostengünstig einen gewissen Markt abdecken können. Dabei bilden die ETFs meist starr einen Index ab, etwa den marktbreiten S&P 500 für die Wall Street. Allerdings ist das Kursbarometer kapitalgewichtet, Riesenkonzerne fließen stärker in die Indexberechnung ein als Mauerblümchen. Apple ist mit einem Indexanteil von 4,55 Prozent am höchsten gewichtet, während der Spielwarenerzeuger Mattel gerade einmal auf einen Anteil von 0,02 Prozent kommt.

Dies kann laut der Bank Gutmann aber auch zu Nachteilen für Investoren führen. Kapitalgewichtete Indizes können zu einem sogenannten Klumpenrisiko führen, in dem eine gewisse Gruppe von Aktien, derzeit etwa der Technologiebereich, einen übermäßig starken Einfluss auf die Gesamtentwicklung nimmt, was verzerrend wirken kann. So haben etwa im ersten Quartal bloß fünf Titel, nämlich Amazon, Apple, Microsoft, Netflix und Cisco, für die Hälfte des Indexanstiegs gesorgt.

Langfristig die Nase vorn

Auf kurze Sicht hat auch der kapitalgewichtete S&P 500, verglichen mit seinem gleichgewichteten Pendant, dem S&P 500 Equal Weight, die Nase vorn. In den vergangenen zwölf Monaten legte dieser fast 18 Prozent zu, der Equal Weight jedoch nur 15 Prozent. Dennoch sieht man bei der Bank Gutmann Vorteile, wenn jede Aktie mit demselben Gewicht in die Berechnung einfließt. Dieser würde stärker in kleinere Firmen investieren und tendenziell auch in günstiger bewertete Titel.

"Diese beiden Eigenschaften von gleichgewichteten Indizes, stärker in kleiner kapitalisierte und günstiger bewertete Aktien zu investieren, kann zu einer langfristigen Outperformance führen", folgern die Gutmann-Experten. Tatsächlich sieht die Rechnung auf Sicht von zehn Jahren anders aus, wobei der Startzeitpunkt unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise liegt. Der reguläre S&P 500 kommt auf 122 Prozent Zuwachs, der gleichgewichtete sogar auf 154 Prozent.

Anfang Herbst werden übrigens einige europäische Indizes angepasst, womit für deutsche Geldhäuser der Abschied näherrückt. Die Deutsche Bank muss am 24. September ihren Platz im europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 räumen. Jener im deutschen Leitindex Dax wackelt zwar noch nicht, dafür steht der Indexpionier Commerzbank nach 30-jähriger Zugehörigkeit vor dem Rauswurf. Vielleicht kommt es aber bald zum Comeback, schließlich denkt der Chef der Deutschen Börse, Theodor Weimer, laut nach über eine Erweiterung des Index auf mehr als 30 Mitglieder nach. Auch in Wien steht beim ATX eine Rotation an: Statt dem Bauunternehmen Porr wird ebenfalls ab 24. September der Caterer Do & Co im heimischen Leitindex auftischen. (Alexander Hahn, 8.9.2018)