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Trump nannte den Autor des anonymen Beitrags einen "Feigling".

Foto: AP/Jim Urquhart

Washington – Nach dem explosiven Gastbeitrag eines anonymen Regierungsmitarbeiters in der "New York Times" hat US-Präsident Donald Trump die umgehende Veröffentlichung des Autorennamens gefordert. "Um der nationalen Sicherheit willen sollte die 'New York Times' seinen Namen sofort veröffentlichen", sagte Trump am Donnerstagabend bei einem Wahlkampfauftritt in Billings im US-Bundesstaat Montana.

Der Autor hatte von systematischem "Widerstand" gegen den Präsidenten in dessen eigener Regierung berichtet. Trump nannte ihn einen "Feigling" und fügte hinzu: "Der sogenannte Widerstand ist wütend, weil ihre furchtbaren Ideen vom amerikanischen Volk zurückgewiesen worden sind, und es treibt sie in den Wahnsinn." Bei dem Gastbeitrag in der "scheiternden" "New York Times" handle es sich um den jüngsten Akt dieses Widerstandes. Nichtgewählte Funktionäre, die sich den Wählern widersetzten, um ihre eigenen geheimen Pläne voranzutreiben, seien "wahrlich eine Bedrohung für die Demokratie an sich".

Melania Trump verurteilt Beitrag

Auch First Lady Melania Trump verurteilte am Donnerstag die Veröffentlichung des Artikels und warf dem Autor vor, das Land zu sabotieren. "An den Autor des Leitartikels: Sie schützen dieses Land nicht, Sie sabotieren es mit Ihrem eigenen feigen Verhalten."

Der Urheber des Gastbeitrags hatte dagegen eher Trump als Gefahr für die Demokratie porträtiert. Der Bericht hatte die US-Regierung in Aufruhr versetzt, die Suche nach dem Autor läuft. In dem Gastbeitrag heißt es, dass hochrangige Regierungsmitarbeiter bewusst die Umsetzung von Plänen Trumps verhindern würden, um Schaden vom Land abzuwenden.

"Washington Post" ortet Verunsicherug

Die "Washington Post" berichtete am Donnerstag, dass die Verunsicherung im Weißen Haus nach der Veröffentlichung enorm sei. Dort werde der Text auf bestimmte Sprachmuster untersucht, um dem Urheber auf die Spur zu kommen. Außenminister Mike Pompeo, Vizepräsident Mike Pence und Verteidigungsminister James Mattis wiesen öffentlich von sich, etwas mit dem Text zu tun zu haben. Mehrere weitere Kabinettsmitglieder ließen über ihre Sprecher erklären, dass sie nicht Urheber des Beitrags seien.

Dass die "New York Times" einen Gastbeitrag ohne Namen veröffentlicht, ist ungewöhnlich. Dass ein Mitarbeiter der US-Regierung sich an eine (von Trump noch dazu verachtete) Zeitung wendet, um zu verkünden, dass es aktiven "Widerstand" gegen den Präsidenten gebe, ist es mindestens ebenso. Die "New York Times" kennt eigenen Angaben zufolge den Namen des Autors. Die Redaktion argumentiert, die anonyme Veröffentlichung sei die einzige Möglichkeit, ihn zu schützen und den Lesern zugleich "eine wichtige Sichtweise zu übermitteln".

Weitere Mitarbeiter melden sich

Der Informationsdienst Axios berichtete am Donnerstag, dass sich nach Veröffentlichung des Artikels zwei weitere Regierungsmitarbeiter gemeldet und gesagt hätten, dass der Autor ihnen aus der Seele spreche. "Viele von uns hätten sich gewünscht, wir hätten das geschrieben", zitierte Axios einen von ihnen. "Es gibt Dutzende von uns." (APA, 7.9.2018)