Frankfurt – Das chinesische Konglomerat HNA will sich einem Medienbericht zufolge als Großaktionär bei der Deutschen Bank zurückziehen. Das berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Sprecher des Instituts und von HNA wollten den Bericht nicht kommentieren.

In Finanzkreisen wurde die Meldung jedoch heruntergespielt: "Dafür gibt es überhaupt keine Indikation", sagte eine mit den Hintergründen vertraute Person zu Reuters. Völlig auszuschließen sei es jedoch nicht, dass HNA auf Druck der Regierung in Peking handle. An der Börse gab die Aktie der Deutschen Bank im frühen Handel rund ein Prozent nach. HNA hielt zuletzt 7,6 Prozent am größten heimischen Geldhaus.

Großeinkauf im Westen

Die Chinesen hatten sich in den zurückliegenden Jahren für viele Milliarden verschuldet und bei zahlreichen westlichen Firmen eingekauft, darunter Fluglinien und Hotelketten. Seit einiger Zeit zieht sich HNA aus einigen dieser Investments wieder zurück – nicht zuletzt auf Druck der Geldgeber und des chinesischen Staats. Ein Ausstieg bei der Deutschen Bank käme insofern nicht völlig überraschend, nachdem HNA bereits seit Jahresbeginn den Anteil an dem Institut schrittweise abgebaut hatte.

Nach Darstellung des "Wall Street Journal" will HNA den Anteil an der Deutschen Bank innerhalb der kommenden 18 Monate schrittweise zurückfahren. Die Schweizer Großbank UBS, die für HNA den Anteil an der Deutschen Bank verwaltet, wollte sich am Freitag nicht äußern.

HNA wurde 1993 gegründet. Aushängeschild des hoch verschuldeten Konzerns ist die Fluglinie Hainan Airlines, die viertgrößte Fluggesellschaft Chinas. Nach dem Unfalltod von Gründer Wang Jian vor einigen Wochen hatte es geheißen, HNA werde die mit den Gläubigern vereinbarten Verkäufe von Geschäftsteilen in den kommenden Monaten fortsetzen. Das Konglomerat hat heuer den Verkauf von Firmenbeteiligungen, Immobilien und anderen Vermögenswerten für mehr als 16 Milliarden Dollar vereinbart, wie Berechnungen von Reuters ergaben.

HNA wollte sich nicht zur Höhe der Verschuldung äußern. Die Mehrheit an dem Konzern, der wegen seiner undurchsichtigen Eigentümerstruktur wiederholt für Kritik sorgte, besitzen eine in New York ansässige Stiftung und eine in China beheimate Stiftung, die zusammen 52 Prozent halten. (Reuters, 7.9.2018)