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Wahlplakate im westschwedischen Flen.

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Jimmie Åkesson bei der Stimmabgabe: Seine Schwedendemokraten können auf einen Wahlsieg hoffen.

Foto: Stina STJERNKVIST / TT NEWS AGENCY / AFP

Wenn in Schweden am Sonntag um 20.00 Uhr die Wahllokale schließen, wird es spannend wie selten zuvor. Bei den Parlamentswahlen lagen letzten Meinungsumfragen zufolge der regierende linke und der oppositionelle bürgerliche Block mit jeweils rund 40 Prozent fast gleichauf.

Zur eigenen Mehrheit reicht es für keinen. Das liegt an den nationalistischen Schwedendemokraten (SD), die mit prognostizierten knapp 17 Prozent der Stimmen zweitgrößte Partei im Land werden könnten – noch vor den konservativen Moderaterna. Keine der etablierten Parteien möchte mit SD koalieren – ohne sie aber geht es nicht. Und eine große Koalition, so der Spitzenkandidat der Konservativen Ulf Kristersson, sei "Krieg und Krisen" vorbehalten.

Komplizierten Regierungsbildung

Damit steht Schweden vor einer komplizierten Regierungsbildung. "Wir bekommen mehrere mittelgroße Parteien und ein zersplittertes Parlament", sagt David Ahlin, Chef beim Meinungsforschungsinstitut Ipsos.

Zwar zauberte der sozialdemokratische Ministerpräsident Stefan Löfven in den letzten Tagen des Wahlkampfs noch einen Vorschlag aus dem Hut, der arbeitenden Eltern zehn zusätzliche bezahlte Urlaubstage im Jahr versprach. Doch auch dies scheint die Traditionspartei nicht vor dem Absturz auf 26 Prozent der Stimmen – von 31 Prozent 2014 – zu bewahren.

Freuen kann sich am Sonntag aller Voraussicht nach Jimmie Åkesson, Chef der der Schwedendemokraten. 2005 übernahm er den Parteivorsitz. Er wusch ihr den rassistischen und neonazistischen Anstrich ab und führte sie 2010 zum ersten Mal ins Parlament. Seitdem geht es aufwärts.

Die Legende vom Heiligen Georg im Kampf gegen den Drachen inspiriere ihn, sagte der 39-Jährige kürzlich. Åkessons Drache ist das "Establishment": Er kämpft gegen das "linksliberale Projekt EU", gegen den Islam und vor allem gegen eine "verantwortungslose Einwanderungspolitik".

"Wolf im Lambswool-Pulli"

Für ihn war es eine enorme Genugtuung, als die rot-grüne Regierung nach der Flüchtlingskrise 2015 von der liberalsten Einwanderungspolitik der EU auf eine strikte Linie umschwenkte.

"Wir sind schon jetzt die großen Gewinner", sagt Åkesson. "Wir legen zu und wir haben die politische und gesellschaftliche Entwicklung beeinflusst."

Auf den Wahlplakaten präsentiert sich der Schwedendemokrat lächelnd in Pastellfarben. "Ein Wolf im Lambswool-Pulli", kommentierte die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter. (Karin Bock-Häggmark aus Stockholm, 9.9.2018)