Wien – René Benko fackelt nicht lange herum. Im Zuge der Fusion seiner deutschen Warenhausketten Kaufhof und Karstadt verlieren voraussichtlich gut 5.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. In Österreich streicht er nach dem Einstieg bei Kika/Leiner 1.150 Stellen. Es sind jeweils rund 20 Prozent der Beschäftigten – was Sozialpartner mit Blick auf Benkos Berater nicht an Zufall glauben lässt. Für die betroffenen Beschäftigten der Möbelhandelsketten Kika/Leiner gibt es seit Freitag einen Sozialplan. Man habe ein sehr gutes Paket geschnürt, versichert eine Sprecherin und betont die konstruktiven Gespräche mit dem Betriebsrat. Eine "akzeptable Lösung" nennt es Handelsgewerkschafter Karl Dürtscher.

Die Höhe des Betrags, den gekündigte Mitarbeiter erhalten sollen, orientiert sich an ihrem Lebensalter, Dienstalter und ihrer familiären Situation. Ein Härtefonds soll sozial besondere Umstände abfedern. Eine Jobvermittlungsagentur will bei Bewerbungen helfen. Stiftung gibt es keine, was für Dürtscher ein Wermutstropfen ist. Die Kosten des Sozialplans verrät der Konzern nicht.

Man sei von der Krise der Steinhoff-Gruppe vor der Übernahme durch Benko fast mitgerissen worden, erinnert Betriebsratschef Karl Vogl an die Turbulenzen der vergangenen Monate. "Wir kamen wie die Jungfrau zum Kinde. Wir wollen überleben und tragen daher auch Verantwortung für die verbleibenden Beschäftigten."

Sorge um Gehälter

Ruhe kehrt unter diesen jedoch nicht ein. Kika/Leiner habe über die Jahre, in denen Umsätze und Erträge noch die Erwartungen erfüllten, rund 30 Prozent zu hohe Personalkosten angehäuft, ist aus der Möbelbranche zu hören. Diese geht davon aus, dass Benko, wie er es bei deutschen Unternehmen handhabe, auch hierzulande weiter bei der Belegschaft spare.

Zwei Varianten kursieren: ein geringeres Basisgehalt für die verbliebenen Mitarbeiter, die über dem Kollektivvertrag verdienen, oder niedrigere Provisionen. Letztere sind im Möbelverkauf ein erheblicher Bestandteil des Einkommens. Vogl verspricht, dass keiner einen Cent seines Gehalts verlieren werde. Provisionen seien allerdings stets variabel.

Scharf unter Beobachtung stehen zudem die Preise von Kika/Leiner. Am Markt ist von gut acht Prozent zu hohem Wareneinsatz die Rede, mit dem die Unternehmensgruppe hadert – was üblicherweise durch teurere Produkte ausgeglichen werden müsse.

Strategie gesucht

Fraglich ist auch, ob es mit der Schließung von vier Standorten in Österreich getan ist. In Schuss seien von den verbliebenen 44 allein etwas mehr als ein Dutzend. In mehr als die Hälfte müsse kräftig investiert werden, ist Fachhändler Christian Wimmer, Chef der Einkaufsverbände Garant und Wohnunion, überzeugt. "Einsparen allein ist noch keine Strategie."

Gerüchte, wonach der große Rivale XXXLutz einen Standort in Linz übernimmt, weist Lutz-Unternehmenssprecher Thomas Saliger auf Anfrage zurück: Das sei derzeit kein Thema.

Enger wird es für etliche Lieferanten. Vor allem für jene, die Kika/Leiner nicht unterstützten, als Kreditversicherer angesichts der Krise des Mutterkonzerns Steinhoff Forderungsausfälle der Industrie nicht mehr absicherten. Sie sollen künftig dem Vernehmen nach zum Teil nicht mehr gelistet werden. (Verena Kainrath, 7.9.2018)