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Teamchef Robert Prosinecki peitscht an.

Foto: REUTERS/JASON CAIRNDUFF

Liveticker: Nations League: Bosnien vs. Österreich, 20.45

Bosnien-Herzegowina ist am Samstag in Belfast mit einem 2:1-Sieg gegen Nordirland in die Nations League gestartet. Die Generalprobe für das Treffen mit Österreich am Dienstag in Zenica ist resultatmäßig geglückt, die Effektivität stimmte. Fußballerisch war die Leistung nicht gerade furchteinflößend, Teamchef Robert Prosinecki gestand "Glück" ein. "Gegen Österreich müssen wir einige Dinge korrigieren." Starkicker Miralem Pjanic humpelte kurz vor Schluss vom Feld, über den Einsatz des Regisseurs von Juventus Turin dürfte spät entschieden werden.

Bosnien-Herzegowina ist die Nummer 39 der Weltrangliste, liegt also 16 Plätze hinter Franco Fodas Team. Die Bedeutung der Nationalmannschaft im Land ist enorm, sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung – sagt Valentin Inzko, der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Sarajevo. Die Zeiten, in denen die bosnische Auswahl als Team der Bosniaken, der bosnischen Muslime, gesehen wurde, seien vorbei. "Ihr Stellenwert ist gestiegen", sagt Inzko. Als Beleg dafür dient der von Prosinecki nominierte Kader für die Nations League. Der Sohn eines Kroaten und einer Serbin holte mit Darko Todorovic, Ognen Vranjes, Bojan Nastic, Gojko Cimirot, Rade Krunic und Goran Zakaric gleich sechs Kicker mit serbischem Hintergrund aus der abspaltungswilligen Republika Srpska.

Nationalitätenfrage spielt keine Rolle

Vranjes und Nastic mussten zwar wegen Verletzungen absagen, werden aber weiterhin zum Stamm gehören. So wie der ebenfalls einberufene Toni Sunjic, Legionär von Dinamo Moskau mit kroatischen Wurzeln. Für Prosinecki spielt die Nationalitätenfrage keine Rolle. "Ich schaue nicht darauf, wer von wo ist. Ich will einfach, dass die Besten spielen."

Für den aus der Republika Srpska stammenden Todorovic steht der Mannschaftserfolg ebenfalls über allem. "In meinem Heimatort reden die Menschen oft von drei Religionen, aber einer Nation. Wir Spieler sehen das auch so und hoffen, dass wir durch unseren gemeinsamen Einsatz die Menschen miteinander verbinden können", sagte der Profi von Red Bull Salzburg.

Langsame Politik

Solche Aussagen bestätigen Inzko, wonach der Sport im Allgemeinen und der Fußball im Besonderen Goldes wert sein könnten. Im Gegensatz zur Nachkriegszeit gebe es nunmehr eine gemeinsame bosnische Liga und dank der Beratung durch Trainerlegende Ivica Osim eine einheitliche Führung im bosnischen Fußballverband, der auch die Serben zugestimmt hätten. "Ich wünschte, im politischen Bereich würde es so eine Zusammenarbeit geben. Die Sportler sind den Politikern weit voraus", sagte der 69-jährige Spitzendiplomat, der am Dienstag im Stadion sitzen wird.

Die funktionierende Zusammenarbeit im Sport nährt die Hoffnung des Kärntner Slowenen auf eine allgemeine Verbesserung. "Die Situation wandelt sich langsam, vielleicht zu langsam, aber sie wandelt sich. Es besteht die Hoffnung, das Land zu einen. Die Zukunft heißt Europäische Union. Der Balkan muss weg vom Kriegsimage hin zu einem Image des schönen Urlaubs, des guten Essens, der guten Musik und des guten Fußballs." (APA, red 9.9.2018)