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Mit seinem neuen Film will Steve Bannon die Basis der Republikaner mobilisieren, damit sie zahlreich bei den Midterm erscheint.

Foto: Reuters / Jonathan Ernst

Am 9. September 2016 leistete sich die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton einen Lapsus, den sie wahrscheinlich noch heute bereut. Auch wenn sich das vielleicht grob verallgemeinernd anhöre, sagte sie vor Spendern in New York, könne man die Anhänger Donald Trumps zur Hälfte in das sortieren, "was ich einen Korb der Bedauernswerten nenne".

Es dauerte nicht lange, da trugen die Fans des Immobilienunternehmers T-Shirts mit einer Zeile, aus der sowohl trotziger Rebellengeist als auch Verachtung für die politische Elite, zu der Clinton gehörte, sprachen: "I am a deplorable – and damn proud of it" – "Ich bin ein Bedauernswerter – und verdammt stolz darauf". Genau hier versucht Steve Bannon anzuknüpfen – mit einem Film, der auf den Tag genau zwei Jahre nach Clintons Fauxpas Premiere feiert.

Mit "Trump @ War" (Trump im Krieg), so der Titel des Streifens, will Bannon die Basis der Republikaner mobilisieren, auf dass sie am 6. November, dem Tag des Kongressvotums, den sogenannten Midterms, zahlreich an den Urnen erscheinen. Um sie aufzustacheln, lässt er den Kulturkonflikt des Jahres 2016 wiederaufleben, so simpel und karikaturistisch es nur geht. Auf der einen Seite der Barrikade verortet er das vermeintlich arrogante Establishment, verteidigt von CNN-Moderatoren und angeführt von Nancy Pelosi, der Nummer eins der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hassfigur der Rechten.

Auf der anderen stehen die "deplorables", die in Trump ihren Erlöser gefunden haben. Bannon will Emotionen aufwühlen – eine Strategie, die er neulich im Gespräch mit dem Onlineportal "Axios" auf den Punkt brachte. "Wenn du ein Beklagenswerter bist, wirst du buchstäblich mit der Mistgabel in der Hand auf deinem Stuhl stehen und dir sagen: Ich muss die Leute dazu bringen, wählen zu gehen." Die Mistgabel: In der Mythologie der USA ist sie ein Symbol des Sich-Auflehnens gegen die Elitären.

Niederlage für den Sturm

Bannon, der Wahlstratege: Neuerdings fällt seine Bilanz eher mager aus, geprägt durch eine Serie blamabler Niederlagen. Im August, als die Republikaner in Arizona zu entscheiden hatten, wen sie anstelle des ausscheidenden Trump-Kritikers Jeff Flake ins Rennen um einen Sitz im US-Senat schicken, unterstützte er mit Kelli Ward eine dezidiert in der Tradition der Tea Party stehende Politikerin. "Wer Wind sät, wird Sturm ernten, und dieser Sturm ist Kelli Ward", dröhnte Bannon. Am Ende zog seine Favoritin klar den Kürzeren.

Im Dezember hatte er die Trommel für Roy Moore gerührt, einen erzkonservativen Richter, der Senator Alabamas werden wollte, dann aber einem Demokraten den Vortritt lassen musste – was in Alabama im Duell zwischen den beiden großen Parteien höchst selten passiert. Moore, der den bibelfesten Moralapostel gab, hatte in den 1970er-Jahren Mädchen im Teenageralter sexuell belästigt. Und wie Bannon an seiner Seite auftrat, in zerbeulten Hosen, mit strähnigem Haar, als habe er kein Zuhause, lieferte er den Late-Night-Satirikern Steilvorlagen für beißenden Spott.

Damals schien es, als habe er den Zenit seiner Macht bereits überschritten. Es schien, als bewahrheite sich, was Donald Trump prophezeite, nachdem er sich mit dem Architekten seiner America-first-Kampagne überworfen hatte. Der "schlampige Steve" werde untergehen, er vertrete seine, Trumps, Basis nicht: "Er macht das nur für sich selbst."

Kontakte zu Rechten in Europa

Bannon, im Sommer 2017 auf Drängen von Trumps Stabschef John Kelly entlassen, hatte dem Journalisten Michael Wolff Brisantes aus dem Innenleben des Weißen Hauses erzählt. Wolff schöpfte aus der Quelle, um sein Buch "Fire and Fury" zu schreiben. Zwischen Trump und seinem Chefideologen schien das Tischtuch zerschnitten, was dazu geführt haben soll, dass die Milliardärstochter Rebekah Mercer ihrem einstigen Protegé Bannon den Geldhahn zudrehte. Der wiederum versuchte sein Glück in Europa.

Erst solidarisierte er sich mit Marine Le Pen und dem Front National, dann mit dem ungarischen Premierminister Viktor Orbán und mit dem italienischen Rechtspopulisten Matteo Salvini. Im Juli verkündete er den Plan, ein Sammelbecken für europäische Rechtspopulisten gründen zu wollen: The Movement (Die Bewegung). "Ich versuche, die Infrastruktur für eine globale populistische Bewegung zu sein", erläuterte er der "New York Times" seine Philosophie.

Im eigenen Land rief er vor kurzem die Gruppe "Bürger der amerikanischen Republik" ins Leben. Sie soll, so hat es der frühere Investmentbanker formuliert, für Trumps Agenda kämpfen und den Präsidenten vor einem Amtsenthebungsverfahren bewahren. "Trump @ War" ist die cineastische Untermalung dazu. (Frank Herrmann aus Washington, 10.9.2018)