Schweden, der Parade-Wohlfahrtsstaat. Schweden, das Vorbild an Pragmatismus und Besonnenheit in Politik und Gesellschaft. Doch mit der Flüchtlingskrise 2015 kippte die Stimmung in der Bevölkerung. Und zwar so deutlich, dass sogar die regierenden Sozialdemokraten eine scharfe Rechtskurve hinlegten, um die ausländerfeindlichen Schwedendemokraten auf Distanz zu halten – galten sie doch als ultimative Gefahr für die Zukunft des Landes. Und so blickte das ganze liberale Europa voller Nervosität am Sonntag auf die Wahl in Schweden.

Dabei täte allen ein wenig mehr Gelassenheit gut. Denn so stark sich das Pendel in Europa momentan auch nach rechts bewegen mag: Es wird wieder zurückschwingen. Und möglicherweise wird es gar nicht so lange dauern, bis es so weit ist. Ein erstes Beispiel ist Frankreichs Rechte unter Marine Le Pen, die tief in die Krise gestürzt ist, nachdem klargeworden war, wie wenig Substanz ihre Politik zu bieten hat. Und in Italien reitet Matteo Salvini zwar noch auf einer Erfolgswelle. Doch schon bald sollte den Italienern klarwerden, dass man nur mit Hass gegen Flüchtlinge und Demagogie gegen die EU kein Land regieren kann.

Die Kräfte der Vernunft werden wieder stark genug werden, um sich dem Rechtspopulismus erfolgreich in den Weg zu stellen. Auch um den Preis, dass dafür noch viel Zeit verloren wird, die besser genützt wäre, würde man an Lösungen arbeiten statt an der Pflege von Feindbildern. (Gianluca Wallisch, 9.9.2018)