Jakob Schubert kürt sich zum Vorstieg-Weltmeister.

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Schubert wankt, aber fällt nicht.

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Das Siegerfoto.

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Innsbruck – Am Sonntagabend lagen sich die Österreicher weinend in den Armen. Aber es waren Freudentränen, die Trainer, Fans und selbst manche Athleten vergossen. Denn Jessica Pilz und Jakob Schubert übererfüllten die in sie gesetzten Erwartungen und holten am ersten Wochenende der Kletter-Weltmeisterschaft in Innsbruck jeweils Gold im Vorstieg. Und um das heimische Publikum gebührend zu unterhalten, machten es beide denkbar spannend.

Vorbild Pilz

Am Samstagabend stand die Entscheidung bei den Damen in der zur Kletterhalle umfunktionierten Olympiaworld am Programm. Mit Hannah Schubert und Jessica Pilz hatten sich gleich zwei Österreicherinnen für das Finale der besten zehn qualifiziert. Schubert erklomm, beflügelt von rund 4000 frenetischen Fans, den achten Rang. Alle Medaillenhoffnungen ruhten jedoch auf der 21-jährigen Jessica Pilz.

Die Niederösterreicherin, deren schlechteste Ergebnisse im heurigen Weltcup zweite Plätze waren, zeigte trotz des Drucks keinerlei Nerven. Sie durchkletterte als vorletzte Starterin die anspruchsvolle 15-Meter-Wand. Nur ihre größte Rivalin, die im Weltcup führende Slowenin Janja Garnbret, konnte ihr Gold noch streitig machen. Und tatsächlich schaffte auch sie das Top. Aber beim letzten Griff zauderte Garnbret ein wenig zu lange. Daher war Pilz am Ende um elf Sekunden schneller. Pilz jubelte, die Halle tobte.

Der Triumph seiner Teamkollegin habe ihm viel Last von den Schultern genommen, sagte Jakob Schubert, der am Sonntagabend Gold im Vorstieg bei den Männern gewann. Der Innsbrucker war Österreichs einziger Starter im Finale der besten zehn. Max Rudigier war als Elfter nur ganz knapp im Semifinale gescheitert. Auch Georg Parma schaffte es leider nicht in die Endrunde.

Kein Top bei den Herren

Die Routenbauer hatten erneut ganze Arbeit geleistet, um für einen spannenden Wettkampf zu sorgen. Trotz der hohen Leistungsdichte schaffte es letztlich keiner der Herren, die gesamte Route zu durchklettern. Die erste Marke setzte der tschechische Titelverteidiger Adam Ondra, der nach einem verpatzten Semifinale schon als vierter Starter im Finale ran musste.

Die vom Tschechen vorgegebene Höhe hielt. Bis als Vorletzter der Österreicher Schubert in die Wand stieg. Auch er fühlte sich, wie er später erklärte, vom anfeuernden Heimpublikum beflügelt und egalisierte die Ondra-Marke. Nun rächte sich der Ausrutscher des Titelverteidigers im Halbfinale. Denn aufgrund der schlechteren Platzierung dort ging Gold an Schubert, der im Semifinale den zweiten Platz erklettert hatte.

International Federation of Sport Climbing

Dass keiner der Herren ein Top, also ein komplettes Durchsteigen der Wand schaffte, bewertete Schubert als positiv: "Es ist für uns Athleten nicht so gut, wenn es mehrere nach oben schaffen." Auch in Hinblick auf das Publikum seien Entscheidungen direkt in der Wand und nicht die Zeitwertung, die bei Pilz und Garnbret herangezogen wurde, nachvollziehbarer, so der Weltmeister.

Fantastische Stimmung

Das Innsbrucker Kletterpublikum gilt in der Szene als eines der fairsten weltweit und feuert wirklich alle Athleten an. Teils sogar mit den Schlachtrufen in der jeweiligen Landessprache, wie dem japanischen "Gamba" oder dem französischen "Allez". Diese lautstarke Kulisse half auch Pilz und Schubert, wie sie später erklärten.

Schubert sorgte im Mittelteil seiner Finalroute noch für eine Schrecksekunde. Bei einer Querung wäre er beinahe abgerutscht: "So etwas kostet enorm viel Kraft. Aber die Fans haben mich aufgefangen." Er streute dem begeisterten Publikum Rosen: "Diese unglaubliche Unterstützung war im wahrsten Sinn des Wortes Gold wert."

Weitere Medaillenchancen

Am Montag ist der einzige Ruhetag bei der WM. Für die Herren geht es am Mittwoch mit der Qualifikation im Bouldern weiter. Auch in diesem Bewerb, wie auch in der Kombination, geht Schubert an den Start – und das mit großem Selbstvertrauen. "Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Bewerbe", sagte der Tiroler. Das Boulder-Finale ist am 15. September angesetzt, jenes in der Kombination am Tag darauf. (Steffen Arora, APA, 9.9.2018)

Vorstieg (Lead) – Herren-Finale:
1. Jakob Schubert (AUT) 36+
2. Adam Ondra (CZE) 36+
3. Alexander Megos (GER) 33,5
4. Meichi Narasaki (JPN) 31+
5. Domen Skofic (SLO) 29+
6. Jakub Konecny (CZE) und Tomoaki Takata (JPN) je 29+.
Im Semifinale out: 11. Max Rudigier (AUT) – 17. Georg Parma (AUT).
Im Vorkampf out: 35. Mathias Posch (AUT)