Bilder keiner Ausstellung: Jeder Fotograf interpretiert Ästhetik, Eleganz, Unbeugsamkeit und Verspieltheit des weiblichen Charakters auf ganz eigene Art.

Foto: Die Einblicke in "Nude" und "#SendNudes" dokumentierte Lukas Friesenbichler.

Entsprechend der Erkenntnis, dass der menschliche Körper das größte und imposanteste Wunder- und zugleich Kunstwerk auf Erden ist, sind die aktuellen Fotokompendien von Ralph Gibson und Iman Whitfield zu sehen. Gewiss, diese Interpretation ist gewagt, aber stimmig, würdig und recht.

Ralph Gibson zählt zu den Klassikern der Aktfotografie, Whitfield hingegen ist die Vertreterin einer neuen Generation. So unterschiedlich deren Zugang auf den ersten Blick auch scheint, so ähnlich ist doch das Ergebnis.

Gibson, Jahrgang 1939, ist ein inszenierender Provokateur. Seine Serien sind in der kompositorischen Tradition eines Man Ray oder Edward Weston gehalten. Subtil, erotisch, geheimnisvoll. Nie voyeuristisch, lüstern oder gar billig. Die aktuelle Serie Nude ist eine Auswahl der besten Aufnahmen aus den vergangenen Jahrzehnten.

Eine Hommage an die Weiblichkeit sind auch die Fotos, die Iman Whitfield in ihrer Publikation #SendNudes versammelt. Allerdings, in Zeiten von #MeToo, selbstbestimmt. Kokett mit Ästhetik der Aktfotografie spielend. Neu deutend. Das Gros der ausgewählten Bilder stammt von Frauen, die selbst entscheiden, was – mit der Kamera flirtend – enthüllt, verhüllt oder privat bleibt. Der aus dem Internetjargon stammende Begriff wird verwendet, um sexuell eindeutige Fotografien anzufordern. #SendNudes gehört zu jenen Phänomenen, die sich in Social Media viral verbreiten. Warum wohl? (Gregor Auenhammer, 12.9.2018)