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Ein weiteres aufgeblähtes Turnier, das niemand braucht: Die Nations League steht in der Kritik.

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Ein Duell Frankreich gegen Niederlande, am besten jedes Jahr.

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Zum Anpfiff der neuen Nations League gehört die Kritik genauso wie der Ball. "Keiner braucht die Nations League", sagt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, "wir haben genug Wettbewerb", sagt Dortmund-Geschäfsführer Hans-Joachim Watzke. Der deutsche Teamchef Jogi Löw hat die Aussage "Wir dürfen das Rad nicht überdrehen" später zurückgezogen.

Wer sich von der Überdosis Rasensport im Sommer schon erholt hat, soll mit dem neuen Wettbewerb hochkarätige Länderspiele serviert bekommen. Die Idee klingt nicht schlecht: ausgetragen alle zwei Jahre im Herbst an sechs Doppelspieltagen, Spannung durch Auf- und Abstiegskampf in einem Ligensystem. Weniger Testspiele, die, wie am Beispiel Österreich gegen Schweden zu sehen, weder attraktiv noch aussagekräftig sind.

Cash, Cash, Cash

Für die Uefa geht es vor allem um eines: klingelnde Kassen. Der Fußball wird weiter ausgepresst wie eine Zitrone. Denn wo bis dato nur alle zwei Jahre EM und WM über die Bühne gingen, findet nun in den Lückenjahren das Final Four der Nations League statt. Damit gibt es keine Fußballpausen im Sommer mehr, auch nicht für die Topspieler, die jetzt schon gnadenlos überspielt sind. Die Tickets werden übrigens eher nicht billiger werden. Problematisch sind die Dreiergruppen in den drei höchsten Stufen, wo der letzte Spieltag zur sportlichen Farce verkommen könnte, weil ein Team zum Zuschauen verdammt ist. Die Schande von Gijon lässt grüßen.

"Man hat am Ende das Gefühl, die Uefa muss noch mal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb", sagt DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. Zwei Milliarden Euro sollen durch Übertragungsrechte abgecasht werden. Auch die Champions League wurde mit ähnlichem Kalkül aus der Taufe gehoben. Mittlerweile ist die Königsklasse ein exklusiver Kreis, der Golfclub des Fußballs. Die Reichen bleiben unter sich.

Tod des Confed-Cups

Befürworter sehen in der Nations League ein Geschenk an die kleinen Länder. Alle Sieger einer Leistungsstufe spielen um ein EM-Ticket, auch die aus der untersten. In Luxemburg jubelt man schon jetzt über die größte Chance im Leben eines Fußballzwergs. Immerhin: Die bisher unsäglich lange reguläre EM-Qualifikation wird komprimiert und von März bis November 2019 durchgezogen.

Bleibt noch das Problem mit dem überflüssigen Confederations-Cup. Bereits seit 2015 ist klar, dass in Katar ein Jahr vor der WM 2022 kein Confed-Cup ausgetragen wird. Vor zwei Jahren hieß es noch, dass ein Nachbarstaat im Sommer 2021 den Vorlauf zur ersten WM im Winter in Katar durchführen wird. Auch dieser Plan ist bereits in einer Schublade verschwunden, den politischen Spannungen zwischen Katar und dessen Nachbarn sei Dank. Spätestens beim nächsten Meeting des Fifa-Gremiums Mitte Oktober in Zürich soll der Confed-Cup entsorgt werden. "Es sind sich alle einig, dass wir den Confed-Cup nicht mehr brauchen", sagt Karl-Heinz Rummenigge und steht mit dieser Meinung nicht alleine da.

Die Nations League hat so oder so begonnen, der Modus ist höhere Mathematik, der Testspielcharakter bleibt bis dato. Herausgekommen ist ein weiterer Wettbewerb für noch mehr Kommerz. Die Reaktion auf das mediale Dauerfeuer des Fußballs sind drastisch sinkende Einschaltquoten für die Fernsehanstalten. Sky, "Sportschau", "Sportstudio", egal wo man hinschaut, sie alle kämpfen mit Quoteneinbrüchen. Ob die Nations League das schwer überfrachtete Spiel attraktiver macht, bleibt zu bezweifeln. Manchmal wäre ein bisschen weniger ein bisschen mehr. (Florian Vetter, 10.9.2018)